© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/24 / 26. Januar 2024

Meldungen

ÖRR berichtet einseitig über Anti-AfD-Proteste 

BERLIN. Die öffentlich-rechtlichen Sender haben in ihrer Berichterstattung über die bundesweiten Anti-AfD-Proteste Teilnehmer und Organisatoren interviewt ohne dabei den einschlägigen parteipolitischen Hintergrund der O-Ton-Geber zu erwähnen oder zu kennzeichnen. So ist der vom SWR befragte Veranstalter in Freiburg, Dejan Mihaijlovic, SPD-Politiker in der Stadt. Auch ein bei der „Demo gegen Rechts“ in Kassel befragter Mann, Ralf Koster, engagiert sich in der SPD; er ist Beisitzer im Vorstand des Kreisverband Trier-Saarburg. Die WDR-„Lokalzeit“ bezeichnete den SPD-Politiker Christian Föhr einfach als „Anwohner“, und verortete den Fraktionsvorsitzenden der Grünen in der BV Hiltrup, Carsten Peters, lediglich als Vertreter des Bündnisses „Kein Meter den Nazis“ im Münsterland. Der Deutschlandfunk ließ Johannes Hillje als „Politik- und Kommunikationsberater“ die Kampagnen der AfD kritisch analysieren, und verschwieg dabei, daß Hillje 2014 Wahlkampfmanager der Europäischen Grünen Partei war. Der WDR befragte den Protestforscher Tareq Sydiq – dieser erhielt ein Stipendium der grünennahen Heinrich-Böll-Stiftung. Der vom NDR vorgestellte „Initiaitor“ der Kieler „Demo gegen Rechts“, Leon Martin, ist Sprecher der Grünen Jugend Kiel. In Frankfurt befragte der HR sogar mit Hadija Haruna-Oelker eine Journalistin aus dem eigenen Rundfunkhaus. Die Einseitigkeit fiel Beobachtern wie dem ÖRRBlog auch in konkreten Texten der Social-Media-Redaktion auf. So hieß es unter einem Video der „Hessenschau“: „Rechtsextreme von AfD und CDU wollen, daß Nazis wieder salonfähig werden, dummerweise haben sie ihre Rechnung ohne das Volk gemacht, das hat nämlich keine Lust auf den braunen Mob und verteidigt die Demokratie auf der Straße.“ Der BR sprach angesichts der Demo in München am 21. Januar von einem „breiten Bündnis“, erwähnte jedoch nicht, daß unter den Aufrufern zu „Gemeinsam gegen Rechts“ auch linksextreme Organisationen wie die Rote Hilfe und die Antifa-NT gehören. Woher diese parteiische Berichterstattung? Vergangene Woche brüstete sich die grüne NDR-Rundfunkrätin Jessica Kordouni damit, die Bauernproteste erfolgreich zugunsten der Anti-AfD-Demos aus den ARD-Nachrichten gedrängt zu haben. „Die ‘Tagesthemen’ haben gestern mit einem lange Beitag zu den antifaschistischen Protesten, dem AfD-Verbot und der Petition gegen Höcke eröffnet“, schrieb sie stolz bei X und verwies auf ein angekündigtes „sehr konstruktives Gespräch im (Programm-)Ausschuß mit dem Chef der ‘Tagesschau’“, unter anderem über die „Fehleinschätzung über die Bedeutung der Demos“. Zuvor hatte Kordouni ein „deutliches Ungleichgewicht zwischen antifaschistischen Demonstrationen und den Bauernprotesten“ kritisiert und „Fragen“ in dem zuständigen Gremium versprochen. (gb)

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