© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/24 / 26. Januar 2024

Zeitschriftenkritik: Eigentümlich frei
„Grassierende Bescheuertheit“
Werner Olles

Gedanken zur Einhegung des Totalitarismus und über Konsensorientierung zur Reduktion von Herrschaft“ macht sich Rechtsanwalt Carlos A. Gebauer in der aktuellen Ausgabe (Nr. 239, Januar/Februar 2024) der nunmehr bereits im 27. Jahrgang zehnmal jährlich erscheinenden libertären Zeitschrift eigentümlich frei (ef). Hannah Arendt und die von ihr diagnostizierte „prätotalitäre Atmosphäre“ zitierend, befürchtet er mit dem Philosophen Michael Andrick, daß „auch ein selbst in keiner Weise totalitär motiviertes Mitwirkungshandeln – allein aus dem Impuls, nicht anzuecken, seine Ruhe haben zu wollen oder nur seinen Job zu machen – allgemeine Unterwerfung und gegenseitiges Mißtrauen unter Menschen fördert“. Die Frage, wohin solche Entwicklungen von Machtausübungen zur Überwindung von Notständen, Gefahren, Sonderlagen oder Krisen eine Gesellschaft führen, wenn das Vertrauen in das Problemlösungspotential der führenden Gewalt schwindet, die den moralischen Erwartungen der Beteiligten nicht mehr genügt und eigendynamisch Korrekturmechanismen unterdrückt, beantwortet der Autor mit dem Satz: „Das zuvor Akzeptierte erodiert, bröckelt und bricht.“

Für „weniger (bescheuerte) Politik“ plädiert Bruno Bandulet, dem es sichtlich schwerfällt, sich auf das Surreale der deutschen Politik einen Reim zu machen. Eine Erklärung sei wohl, daß wir es mit einer „grassierenden Bescheuertheit“ zu tun hätten, erkennbar an der Sucht nach Selbsterhöhung, an der Monostruktur des Weltbilds, an kognitiver Verblendung, an einer ideologischen Grundpo-lung und an der Unfähigkeit, die Wirklichkeit differenziert wahrzunehmen. Beispielhaft bescheuert sei es, das Land mit Windrädern und Solarzellen einzudecken, ohne die benötigten Stromnetze und gleichzeitig Kernkraftwerke stillzulegen und dafür Kohlekraftwerke hochzufahren, wenn man ernsthaft beabsichtige, den Ausstoß von Kohlendioxyd zu verringern oder gar zu vermeiden. Das gleiche gelte für den Plan, bis 2035 15 Millionen Elektroautos auf deutsche Straßen loszulassen und jährlich eine halbe Million neue Wärmepumpen installieren zu wollen, ohne zu wissen, woher der dafür benötigte Strom kommen soll. Als Ergebnis sieht Bandulet eine „lustbefreite Mangel- und Planwirtschaft nach Art des realen Sozialismus“, denn jede neue Schikane der Energiewende und jede neue Maßnahme der grünen Industriepolitik schaffe neue Probleme und erfordere neue Problemlösungen, die später wieder unweigerlich korrigiert werden müßten.

Impressionen und Stimmungsberichte aus München, Prag, Konstanz, Berlin und Zinnowitz über libertäre Tagungen und Konferenzen im Herbst 2023 vervollständigen das Heft.

Kontakt: Verlag Lichtschlag

Medien & Werbung KG, Dorfstr. 61, 40667 Meerbusch. Das Einzelheft kostet 13,50 Euro, ein Jahresabo 132 Euro.

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