Am Ende ist ihm vor allem die Erschöpfung anzusehen. Kurz zuvor hatte Ron DeSantis, Gouverneur von Florida und lange Zeit aussichtsreichster Gegenkandidat von Donald Trump, sich aus den Vorwahlen verabschiedet und angekündigt, eben diesen zu unterstützen. Politisch mag ihm die Entscheidung eher leichtgefallen sein, beide vertreten innerparteilich eine ähnliche Linie, sehen sich vor allem als Kulturkämpfer in der totalen Opposition gegen den „Wokeismus“, die Ideologie der amerikanischen Linken. In der Rhetorik ist auch DeSantis deutlich schärfer gewesen als Nikki Haley, die einzig verbliebene Kandidatin im Rennen. Seine Unterstützer dürften an dem mit 45 Jahren verhältnismäßig jungen Gouverneur vor allem seine zupackende Art geschätzt haben. Während Trump vor allem lautstark auf offener Bühne die Phalanx seiner Gegner angriff, konnte DeSantis immer wieder auf seine tatsächlichen Erfolge verweisen. Sein Machtkampf mit Disney gilt als einer der wenigen Siege der US-amerikanischen Rechten im politischen Geschehen und hat dem Juristen auch im Trump-Lager viel Anerkennung gebracht.
Politisch gibt es also viele Gemeinsamkeiten, persönlich ist das Verhältnis zwischen beiden jedoch vergiftet. Als „Ron überheblich“ schmähte ihn Trump. Der schoß zurück, bezeichnete Trump als jemanden, der „nicht mehr alle Tassen im Schrank“ habe. Ein ungleicher Kampf zwischen zwei völlig unterschiedlichen Charakteren. Während Trump im internen Wahlkampf zur Höchstform auflief, verblaßte DeSantis im direkten Vergleich. Daß ihn der Immobilienmogul völlig an die Wand drücken würde, das wurde DeSantis nach den für ihn enttäuschenden Vorwahlen in Iowa klar. Denn hier hatte sein Team alles auf Sieg gesetzt. Der Staat mit seiner Mischung aus agrarisch geprägter Fläche und den Vororten der Hauptstadt Des Moines bot eine ausgewogene Mischung aus Trump-Unterstützern und den sogenannten „Never Trumpers“, Republikanern, die aus Überzeugung niemals den Ex-Präsidenten wählen würden. Hier einen Sieg zu erringen würde ihn zum Kompromißkandidaten zwischen beiden Lagern werden lassen, so sein Kalkül. Am Ende reichte es zu etwas weniger als einem Drittel der Stimmen. Eine Enttäuschung für DeSantis, der nüchtern seine Bilanz zog.
Denn De Santis hat seinen Blick bereits auf die Wahlen 2028 geworfen. Da könnte Trump nicht erneut antreten, DeSantis würde ihn dann beerben. Ein halbwegs gutes Verhältnis, vielleicht sogar eine gemeinsame Legislatur als Vizepräsident oder Stabschef wäre Rückenwind für eine potentiell erfolgreiche Kandidatur 2028. Freuen kann sich auch Nikki Haley. Ein Teil der DeSantis Stimmen dürfte in ihr Lager wechseln.