© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/24 / 26. Januar 2024

Den Gedienten dienen
Veteranen-Büro eröffnet: Endlich stellt die Bundeswehr ehemaligen Soldaten eine Anlaufstelle zur Verfügung / „Veteranenkultur etablieren“
Peter Möller

Ein Büro ist besser als nichts. Das werden sich auch die Veteranen der Bundeswehr denken, die seit der vergangenen Woche in Berlin in der Nähe des Hauptbahnhofes eine Anlaufstelle für ihre Sorgen und Nöte haben.

Diese Einrichtung ist für die Veteranen ein weiterer Schritt auf dem langen Weg zur gesellschaftlichen Anerkennung, der mit dem Beginn der Auslandseinsätze der Bundeswehr in den neunziger Jahren seinen Anfang und mit dem Kämpfen und Sterben deutscher Soldaten in Afghanistan an Bedeutung gewonnen hatte. Nach der Definition der Bundeswehr sind Veteranen alle aktiven Soldaten und alle Ehemaligen, die ehrenhaft aus der Truppe ausgeschieden sind. 

„Mit dem Büro in der Mitte Berlins wollen wir den Anliegen der Veteranen künftig mehr Aufmerksamkeit geben. Es soll für alle Veteranen da sein und gleichzeitig den Respekt der Gesellschaft für den Dienst in den Streitkräften zum Ausdruck bringen“, verdeutlichte Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) die Ziele der Einrichtung. Viele Menschen, die ihren Militärdienst für die Bundesrepublik leisteten oder ihre Pflichten bereits ehrenhaft erfüllt hätten, wollten mit ihren Anliegen auch vor die Öffentlichkeit treten. „Das verdient unsere Unterstützung. Schließlich setzen sie sich mutig für die Sicherheit unseres Landes ein“, sagte Pistorius.

Verbände der Betroffenen wollen mit dem Büro kooperieren

Bislang waren die Betroffenen auf private Initiativen angewiesen. Im Jahr 2010 gründeten Veteranen um den ehemaligen Oberstleutnant Andreas Timmermann-Levanas die erste Interessenvertretung, den heutigen Bund Deutscher Einsatzveteranen. Ein Jahr darauf nahm sich der damalige Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) des Themas an. Neben einer Definition des Veteranen-Begriffs bemühte er sich unter anderem darum, einen Veteranentag zu etablieren. Doch erst im November vergangenen Jahres einigte sich die Ampel mit der Union grundsätzlich darauf, einen solchen Tag einzuführen.

Das Veteranenbüro soll nach dem Willen des Verteidigungsministeriums mit bereits bestehenden Einrichtungen zusammenarbeiten wie beispielsweise den Partnern des psychosozialen Netzwerkes, dem Beauftragten für Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS), dem Sanitätsdienst der Bundeswehr sowie den Veteranenverbänden. Ziel sei es, dieses Netzwerk weiter auszubauen und zu stärken. Gleichzeitig solle das Büro den Beauftragten für Veteranenangelegenheiten der Bundeswehr, Generalleutnant Markus Laubenthal, gemeinsam mit den Experten des Ministeriums dabei unterstützen, die Veteranenarbeit weiterzuentwickeln und eine Veteranenkultur in Deutschland zu etablieren, lautet die Vorgabe aus dem Bendlerblock. 

Zunächst werden sich acht militärische und zivile Mitarbeiter unter Leitung eines Oberstleutnants um diese Aufgaben und die Belange der ehemaligen Soldaten kümmern. Daß dabei noch Luft nach oben ist, zeigt ein Blick in die Vereinigten Staaten. Dort kümmert sich ein eigenes Veteranenministerium mit fast 300.000 Mitarbeitern um die ehemaligen Soldaten sowie ihre Hinterbliebenen. Allerdings sind die Aufgaben des Ministeriums, das unter anderem eigene medizinische Einrichtungen betreibt, auch wesentlich weiter gefaßt als die des deutschen Veteranenbüros. Der Bund Deutscher Einsatzveteranen wertete die Eröffnung des Beratungsbüros denn auch als Erfolg: Man wolle seine „langjährige Expertise im Sinne der Betroffenen zur Verfügung stellen“, teilte der Verband mit. „Nur gemeinsam können wir die Situation von Einsatzveteranen, Veteranen und Einsatzgeschädigten sowie im Leben gestrandeter Kameraden verbessern!“

Die AfD im Bundestag nannte das Büro wichtig, „um einen angemessenen Umgang mit den Veteranen unserer Streitkräfte zu etablieren“, so der Abgeordnete Hannes Gnauck, Mitglied im Verteidigungsausschuß. Der Verteidigungspolitische Sprecher Rüdiger Lucassen sprach von einem „Mosaikstein einer gesamtgesellschaftlichen Aufgabe“, nämlich ein „gesundes Verhältnis von Volk und Streitkräften“ wieder herzustellen.