© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 05/24 / 26. Januar 2024

Aufgeschnappt
Humor ohne Haltung ist witzlos
Matthias Bäkermann

Im Rheinland läuft langsam alles auf Rosenmontag am 12. Februar zu. Grund genug für die Düsseldorfer Rheinische Post, Orientierung zu geben, „wo die Kunstfreiheit der Karnevalisten endet“ und welche „Kostümierungen 2024 vielleicht besser im Keller bleiben“. Dabei gehe es nicht „um Zensur oder Verbote“, beschwichtigt Redakteurin Julia Rathcke vergangenen Montag, „sondern um einen sensiblen Umgang mit Kulturgeschichte“. Auch wenn nicht in jedem Kostüm eines „Indianerhäuptlings gleich ein Rassist steckt“, fördern Federn auf dem Kopf und rot-braune Farbe im Gesicht ein Bild „aus der Zeit der Völkerschauen und Rassentheorien“ über die „First Nation“. Auch Afroperücken oder Baströcke reproduzierten Steroetype aus umrühmlichen Zeiten. Überhaupt sei „eine Zuordnung zu einem Volk anhand äußerer Merkmale“ zu vermeiden, besonders gelte das für „die Darstellung von nichteuropäischen Menschen“. Auch ein Geisha-Kostüm könnte eine asiatisch aussehende Frau diskriminieren, die „vielleicht in Düsseldorf geboren und noch nie in Asien gewesen ist“. Frau Rathckes strenger Karnevals-Ratgeber schließt dann auch mit einer ganz eigenwilligen, aber zeitgemäß-woken Interpretation des Humors: „Ohne Haltung wäre dieser witzlos.“