Immer wenn einer der Helden meiner Kindheit stirbt, wird mir bewußt, wie schnell die Zeit vergeht und wie alt ich inzwischen selbst geworden bin. Mit Franz Beckenbauer ist bereits der dritte Weltmeister von 1974 von uns gegangen. Vor dem Kaiser sind Gerd Müller und Jürgen Grabowski gestorben. Nur noch acht Mann aus der legendären Elf weilen unter den Lebenden.
Man kann es sich heute gar nicht mehr vorstellen, aber Bundestrainer Helmut Schön, der bereits 1996 starb, wechselte im Endspiel keinen seiner Spieler aus, obwohl er zweimal hätte tauschen dürfen. Es war eine andere Zeit als heute, wo bis zu fünf neue Leute auf den Platz kommen. Beckenbauer war die prägende Gestalt dieser Elf. Und 16 Jahre später führte er als Teamchef die Nationalmannschaft in Rom zum dritten WM-Titel. Es sagt sich so schön, daß er sich damit „unsterblich“ gemacht habe. Gestorben ist er trotzdem, und er wird fehlen.
Auch die üblen Vorwürfe wegen der angeblich gekauften Stimmen für die Vergabe der WM 2006 nach Deutschland können für mich nichts daran ändern, daß der Kaiser auf ewig einer der Größten bleibt. Wer sich mit einem korrupten System wie der Fifa einläßt, muß nach dessen Regeln spielen. Und wenn Beckenbauer das getan haben sollte, was juristisch nie bewiesen wurde, dann sage ich mit Verlaub und auf gut deutsch: Scheiß drauf. Es ist wohl nur bei uns möglich, daß einer der Größten des Landes derart mit Dreck beworfen wird, wie es Beckenbauer in den letzten Jahren seines Lebens aushalten mußte. Die WM war bei uns deutlich besser aufgehoben als in Katar. Die wunderbaren Wochen in jenem Sommer werde ich nie vergessen. Danke auch dafür, Kaiser Franz.