Sunak: Größter Ausbau der Kernenergie seit 70 Jahren
LONDON. Die britische Tory-Regierung hat vorige Woche unter dem Titel „Civil nuclear: roadmap to 2050“ den „größten Ausbau der Kernenergie seit 70 Jahren“ verkündet, um „die Stromrechnungen zu senken, Tausende von Arbeitsplätzen zu erhalten und die Energiesicherheit“ zu verbessern. So solle die Erzeugung „dieser einheimischen, sauberen, zuverlässigen und reichlich vorhandenen Energie bis 2050 um das Vierfache auf 24 Gigawatt (GW) gesteigert werden – genug, um ein Viertel des britischen Strombedarfs zu decken“. Atomkraft sei die perfekte Lösung „für die energiepolitischen Herausforderungen, denen sich Großbritannien gegenübersieht – sie ist umweltfreundlich, langfristig billiger und wird die Energiesicherheit auf lange Sicht gewährleisten“, erklärte Premierminister Rishi Sunak. Dies bedeute auch, daß „Großbritannien nie wieder von Tyrannen wie Wladimir Putin in Sachen Energie erpreßt werden wird“, erläuterte Claire Coutinho, Staatssekretärin für Energiesicherheit. Das 300-Millionen-Pfund-Projekt zur Herstellung fortschrittlicher Atombrennstoffe (Haleu) werde auch AKW im In- und Ausland beliefern können und „damit den Einfluß des Kremls auf die globalen Energiemärkte weiter schwächen“, so die frühere Brexit-Aktivistin. Im Vereinigten Königreich gibt es derzeit noch neun Kernreaktoren in fünf AKW. Mit Hinkley Point C ist ein neues AKW im Bau (zwei Reaktoren/3,2 GW Gesamtleistung). In Sizewell soll ebenfalls ein französischer Druckwasserreaktor der dritten Generation (EPR; 1,6 GW) die 2006 stillgelegten englischen GCR-Magnox-Reaktoren (0,42 GW) ersetzen. Ein drittes Groß-AKW sei in Planung. Zudem sollen „sechs von uns ausgewählte Firmen“ mehrere kleine modulare Reaktoren (SMR) errichten, so Gwen Parry-Jones, Chefin der Behörde Great British Nuclear. Entscheidungen über den Zubau von drei bis sieben GW „in jedem Fünf-Jahres-Zeitraum sorgen für mehr Klarheit und Vorhersehbarkeit, was wiederum Investitionen in die Lieferkette und mehr britische Anteile in der künftigen AKW-Flotte ermöglicht“, ergänzte Tom Greatrex, Hauptgeschäftsführer der Nuclear Industry Association (NIA). (fis)
Lauterbach: Homöopathie als Kassenleistung streichen
BERLIN. Gesundheitsminister Karl Lauterbach will die Finanzierung homöopathischer Behandlungen durch die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) verbieten. „Homöopathie macht als Kassenleistung keinen Sinn“, schrieb der SPD-Politiker am 10. Januar auf dem Kurznachrichtendienst X. „Auch den Klimawandel können wir nicht mit Wünschelruten bekämpfen. Die Grundlage unserer Politik muß die wissenschaftliche Evidenz sein“, so der 60jährige Gesundheitsökonom. Laut dem GKV-Spitzenverband seien 2021 für homöopathische Mittel 22 Millionen Euro ausgegeben worden. Das waren 0,008 Prozent der GKV-Gesamtausgaben von 272 Milliarden Euro. Der Magdeburger CDU-Politiker Tino Sorge kritisierte die Lauterbach-Pläne: „Anstelle von grundsätzlichen Überlegungen zur Sanierung der Kassenfinanzen verliert sich der Minister nun im Klein-Klein“, erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der Unionsfraktion in der Rheinischen Post. Die geplante Streichung sei „eine Nebelkerze, die von der offensichtlichen bisherigen Untätigkeit in dieser Legislaturperiode ablenken soll“. (fis)
Erkenntnis
„Die Künstliche Intelligenz (KI) macht die Akteure im Gesundheitswesen viel produktiver; nicht weil die KI das besser kann als ein Arzt, sondern weil sie ihm viel Arbeit abnimmt. So kann der Mensch die wirklich komplizierten oder die sehr dringenden Fälle in Ruhe anschauen. Wir sehen in der geplanten KI-Verordnung der EU (AI Act) aber eine gewisse Überregulierung, weil wir zum Beispiel nach dem Medizinprodukte-Gesetz ohnehin alles zertifizieren.“
Peter Schardt, Physiker und Cheftechniker (CTO) von Siemens Healthineers