© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 04/24 / 19. Januar 2024

Filmkritik Abenteuer im Grand-Hotel
Scharmützel mit Wiener Schmäh
Werner Olles

Der verarmte Graf Rudolf von Lerchenau (Wolf Albach-Retty) arbeitet inkognito unter dem Namen Rudi Lindt als Chauffeur. Er verliert diese Stellung jedoch, da er bei den Frauen allzu sehr beliebt ist. Sein früherer Kammerdiener Franz (Hans Moser) kümmert sich indes immer noch rührend um seinen ehemaligen Herrn, den er sehr verehrt, und versucht Rudi mit einer wohlhabenden Dame der Gesellschaft zu verheiraten. Im Grand-Hotel soll er ein passendes Exemplar treffen, doch Rudi flirtet stattdessen mit der entzückenden Alice (Carola Höhn).

Um einen Posten bei dem Unternehmer Ottokar Frühwirt (Theodor Danegger) zu bekommen, stellt sich Rudi als Graf von Lerchenau selbst ein Zeugnis aus. Als er sich aber bei Frühwirt vorstellen soll, bekommt er kalte Füße, und Franz muß die Rolle des Grafen übernehmen, denn Alice, so stellt sich heraus, ist die Nichte seines potentiellen Arbeitgebers. Als sie erfährt, daß Rudi nur ein armer Chauffeur ist, will sie partout nichts mehr mit ihm zu tun haben. Doch dann greift der gutherzige Franz kurzerhand in das amouröse Geschehen ein …

Ernst Marischkas amüsante Verwechslungskomödie „Abenteuer im Grand-Hotel“ (1942/43) ist eine Neuverfilmung des 1932 von Geza von Bolvary inszenierten Lustspiels „Ich will nicht wissen, wer du bist“. Marischka, der auch für das Drehbuch verantwortlich zeichnete, gelang ein witzig-ironisches Spiel um Liebe, heitere Scharmützel und abwechslungsreiche, unterhaltsame Komplikationen. Der liebenswert-unverwüstliche Hans Moser weiß sich als grantelnder Diener inmitten hochgehender Emotionen mit ebenjenem Wiener Schmäh und Charme zu behaupten, der zu seinem Gütesiegel wurde und ihn bis heute zu einem Publikumsliebling macht. Auch die übrigen Darsteller Maria Andergast, Erika von Thellmann und Rudolf Carl wissen die Gesetze des Boulevard mit Witz und Ironie zu handhaben. So entstand in der Kombination von kunstvollem Klamauk, aberwitzigen Abenteuern und Täuschungsmanövern eine mit spielerischer Leichtigkeit inszenierte Humoreske, die das Unterhaltungsbedürfnis der Zuschauer in den schweren frühen 1940er Jahren erwartungsgemäß vollauf befriedigte. Regisseur Marischka verstand es perfekt, die Balance zwischen Unterhaltung, Sentimentalität und Komik zu finden. Dies macht seine Filme auch heute noch sehenswert.

DVD: Abenteuer im Grand-Hotel. Pidax 2024, Laufzeit 82 Minuten