Im Kinderfußball gelten seit diesem Jahr neue Spielregeln. Für die Altersklassen der Sechs- bis Elfjährigen gibt es jetzt abgestuft kleinere Spielfelder und kleinere Mannschaften, von Zwei-gegen Zwei bzw. Drei-gegen-Drei in der G-Jugend bis zu maximal Sieben-gegen-Sieben in der E-Jugend. Nach jedem Tor erfolgt ein Spielerwechsel nach dem Rotationsprinzip. Gespielt werden kann auf vier Minitore, Einwurf und Abstoß werden durch das Eindribbeln ersetzt, gelbe und rote Karten gibt es nicht, über Streitfälle entscheiden die Kinder selbst. Darüber ließe sich im Detail sicher lange philosophieren, wenn die offzielle Begleitmusik nicht so unschön klingen würde. Laut DFB ginge es darum, „den Leistungsdruck zu minimieren“ für ein „ausgewogeneres Leistungsniveau“. Kinder sollten „möglichst viele Ballaktionen“ haben und „viele Tore schießen“. Nun, letzteres ist Kindern tatsächlich zu wünschen, aber müssen dazu wirklich wieder die Anforderungen heruntergeschraubt werden? Warum immer diese elende Gleichmachererei und Leistungsfeindlichkeit? „Von der Stirne heiß, / Rinnen muß der Schweiß, / Soll das Werk den Meister loben“ (Friedrich Schiller)
Alle fußballbegeisterten Jungs in den 1970er Jahren wollten wie Franz Beckenbauer sein. So hat es für sich auch Matthias Matussek in seinem Nachruf vorige Woche in dieser Zeitung (JF 3/24) festgehalten. Nur für die Akten: Mein Vorbild war schon aus naturgegebenen Gründen eher „kleines dickes Müller“, der „Bomber der Nation“ Gerd Müller.
Lektüreempfehlung in Zeiten wütender Bürgerproteste gegen die Obrigkeit:
„Die Tyrannei der Mehrheit“ von Alexis de Tocqueville.
Apropos Matussek: Der Publizist hat jetzt in der Schweizer Weltwoche (Ausgabe vom 11. Januar) in einem weitgespannten, assoziationsreichen Essay ein Loblied auf die deutsche Romantik gesungen und erklärt, warum die Ahnen der traktorfahrenden Bauernrebellen Novalis, Heine und Kleist heißen. Romantiker protestierten gegen die Merkantilisierung aller Lebensverhältnisse und wehrten sich gegen die feudale Herrschaft. Zudem habe die Romantik „tatsächlich darin gesiegt, ein deutsches Volk zu einen“, das bis dahin zersplittert war. („Deutsche Romantik des Widerstands“, https://weltwoche.ch)
Lektüreempfehlung in Zeiten wütender Bürgerproteste gegen die Obrigkeit: „Die Tyrannei der Mehrheit“ von Alexis de Tocqueville, eine Neuerscheinung in der Reihe Bibliothek der Reaction des Wiener Karolinger Verlages. Der Band enthält eine Auswahl aus Tocquevilles berühmtem Werk „Über die Demokratie in Amerika“. Darin warnte der französische Gelehrte und Freigeist bereits 1831 davor, daß Demokratien Züge eines totalitären Systems annehmen können.
Alexis de Tocqueville: Die Tyrannei der Mehrheit. Bibliothek der Reaction. Karolinger Verlag 2023, gebunden, 139 Seiten, 22 Euro