© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 04/24 / 19. Januar 2024

Die Autovermieter Hertz und Sixt müssen bei Tesla kräftig draufzahlen
Elektrische Alpträume
Jörg Fischer

Hamburg will bis 2045 CO₂-neutral werden. Deshalb verlangt der Klimaplan der Hansestadt den Umstieg auf ÖPNV, Fahrrad und „einfach das Zufußgehen“. Das war für Peter Tschentscher als Bundesratspräsident keine Option, deshalb ersetzte der SPD-Politiker im Februar 2023 seinen BMW 530d durch einen Mercedes EQE 500. Doch der neue Dienstwagen kommt mit einer Akkuladung nicht so weit wie der Diesel. Der Erste Bürgermeister zog nun entnervt den Stecker: Ein Mercedes E400e (Plug-in-Hybrid mit Benzin- und E-Motor) dürfte die Alternative werden. Mercedes-Angestellten mit Dienstwagenanspruch wird dieses Privileg verwehrt: sie dürfen künftig nur noch vollelektrisch unterwegs sein.

Für den auch in Deutschland aktiven Autovermieter Hertz, der im Mai 2020 coronabedingt Insolvenz nach US-Recht (Chapter 11) erklärte und schon im November 2021 saniert an die Börse zurückkehrte, entwickelte sich der elektrische Ausflug sogar zum Alptraum. Die Ankündigung, Hunderttausende Teslas, chinesische Polestars und diverse E-Autos von General Motors, Kia und VW für mehrere Milliarden Dollar zu bestellen und im Februar 2023 zu versprechen, ein Viertel der Hertz-Fahrzeugflotte zu elektrifizieren, begeisterte zunächst woke Klein- und Großinvestoren gleichermaßen. Doch die meisten Hertz-Kunden – gewerblich wie touristisch – mieteten sich lieber SUV, Mini-Vans und Limousinen mit Benzinmotor. Und wenn nur noch E-Mobile an den Hertz-Stationen verfügbar waren, wechselten Sie frustriert zu Avis, Enterprise & Co. Die vermieteten Hertz-E-Autos verursachten zudem hohe Reparaturkosten. Der Wiederverkaufswert der elektrischen Mietwagen liegt weit unter der Kalkulation.

Deshalb zog Hertz-Chef Stephen Scherr nun die Konsequenz: 20.000 der bislang 60.000 E-Autos in der US-Mietwagenflotte werden vorfristig verkauft und durch Benziner ersetzt. Das verursacht bei dem Unternehmen Abschreibungen von voraussichtlich 245 Millionen Dollar. Der deutsche Branchenkonkurrent Sixt hat mit seiner Tesla-Flotte ähnliche Probleme: Die Kosten sind zu hoch, der Restwert der Fahrzeuge zu gering. Die Münchner Führungsebene will nun auf E-Modelle von Audi, BMW, BYD (China) und Mercedes setzen. Ob das wirklich gutgeht? Bei Peter Tschentscher mußte einfach nur der Leasing-Vertrag gewechselt werden.