© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 04/24 / 19. Januar 2024

E-Aus der Woche
Zurück zum Verbrenner
Peter Freitag

Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) ist unzufrieden.  Nicht mit seiner Politik oder seiner Rolle als früherer Finanzsenator im Zusammenhang mit den Verstrickungen der örtlichen Warburg-Bank in den Cum-Ex-Finanzskandal. Nein, ihm stößt sein Dienstwagen sauer auf. Und das, obwohl der von Mercedes ist, 404 Pferdchen unter der Haube hat und stolze 120.000 Euro kostete. Aber das vollelektrische und damit voll im Trend liegende Modell EQE 500 hat zuwenig Reichweite, moniert das sozialdemokratische Oberhaupt der Freien und Hansestadt – und schafft die Limousine wieder ab. Denn mit der könne er sich nicht einmal bis nach Berlin und zurück fahren lassen. Bei Kälte schaffte der Motor es nicht, die 578 Kilometer lange Strecke zurückzulegen, ohne aufgeladen werden zu müssen. Das aber würde die Zeit zu Terminen – etwa im Bundesrat – unnötig verlängern. Nun will sich Tschentscher laut Bild ein Hybridfahrzeug zulegen – ebenfalls von Mercedes. Solch ein Wagen verfügt über einen Verbrenner- und einen Elektromotor. Der Neupreis liegt dem Blatt zufolge ebenfalls im sechsstelligen Bereich. Wegen der geringen Reichweite seines elektrischen Autos habe der Regierungschef des Stadtstaates zuletzt oft die Bahn genutzt. Doch auch hier sitzt der Frust wegen Verspätungen und Zugausfällen tief. Bereits zweimal mußte sich Tschentscher deswegen von seinen Leibwächtern nach Hause fahren lassen. Mit dem Wechsel des fahrbaren Untersatzes wird Tschen-tscher möglicherweise seine Nerven, nicht aber die Klimaschützer beruhigen. So hatte im vergangenen Sommer die berühmt-berüchtigte Deutsche Umwelthilfe die Dienstwagen der Spitzenpolitiker in Bund und Ländern als „weiterhin mehrheitlich klimaschädlich“ moniert und insbesondere Hybride als „Mogelpackung mit grünem Anstrich“ verdammt.