Souverän ist, wer über die vierte Gewalt entscheidet – die jüngste Übernahme der Staatsmedien in Polen beweist dies eindrücklich. Eine unverbindliche Resolution über die „Wiederherstellung des Pluralismus“ dort reichte, um Fakten zu schaffen und die illoyale Belegschaft der Sender austauschen zu können.
Ein Vorgang, den manche sich für Deutschland wünschen – denn die einzigen Merkmale, die die PiS-Medienpropaganda von der ARD-Berichterstattung unterscheiden, sind die politische Ausrichtung und der Professionalisierungsgrad. Allein der Ton, in dem sich die Journalisten in den letzten Tagen über Bauernproteste und die AfD äußerten, zeigt den Änderungsbedarf. Daß sich die neue Belegschaft der staatlichen Medien Polens auch den deutschen öffentlich-rechtlichen Rundfunk als Vorbild nimmt, ist kein Zufall.
Dennoch sollte man sich dreimal überlegen, ob die Übernahme durch „die Richtigen“ zwingend zu den richtigen Ergebnissen führt. Selbst liberale Journalisten, die von der Aggressivität des staatlichen Fernsehens zur Zeit der PiS-Partei genug hatten, beklagen wiederholt handwerkliche Fehler der neuen Mitarbeiter.
Tusks Regierung scheint davon unbeeindruckt zu sein. Das ist ein Fehler, den sie von den Vorgängern lernen sollte. Polens Medienfarce dient als Mahnung vor Rache- und Kontrollgelüsten, die schnell nach hinten losgehen können. Anders ausgedrückt: Zu viel Arroganz verdirbt den Souverän.