© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/24 / 12. Januar 2024

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Die Talkshow-Könige bei ARD und ZDF

BERLIN. Anne Will ließ im vergangenen Jahr keinen einzigen AfD-Politiker in ihren 29 Sendungen zu Wort kommen. Das geht aus einer Auswertung der JUNGEN FREIHEIT aller Talkshows bei ARD und ZDF hervor. Damit ist Will zwar ein Einzelfall bei den öffentlich-rechtlichen Talkrunden, doch auch bei ihren Kollegen von „hart aber fair“, „Maischberger“, „Markus Lanz“ und „Maybrit Illner“ ist die AfD kaum zu Gast. Jeweils einen Auftritt gönnte man der AfD bei „hart aber fair“ und „Illner“, zwei bei „Maischberger“ und ganze vier bei „Markus Lanz“. Somit kommt die Partei auf acht Auftritte. Insgesamt waren 455mal Politiker diverser Parteien zu Gast. Dabei macht die AfD, die elf Prozent der Bundestagssitze hat, in den Talkrunden nur 1,8 Prozent aller Politikerauftritte aus. Ihrer Beliebtheit scheint es nicht geschadet zu haben; in Umfragen liegt sie stabil bei 22 Prozent. Im größten Kontrast dazu stehen die drei Regierungsparteien SPD, Grüne und FDP. Zusammen machen sie 63 Prozent der Auftritte aus. Bei der Wahl 2021 erhielten sie lediglich 57 Prozent der Sitze im Bundestag. Besonders die FDP, die mit 13 Prozent der Sitze im Bundestag vertreten ist, ihr Wahlergebnis seit der letzten Bundestagswahl in Umfragen halbierte und nun gefährlich nah über der Fünf-Prozent-Hürde hängt, war mit ihren 14,8 Prozent überrepräsentiert. Ähnlich bei den Grünen (16 Prozent der Sitze im Parlament). Eine leichte Überrepräsentanz findet sich auch bei der Union. Mit 30 Prozent liegt ihre Beteiligung an den Talkrunden jedoch zwischen den 27 Prozent im Bundestag und aktuellen Umfragewerten. Für die Linkspartei gingen Politiker 23mal an den Start. Mittlerweile ist die Partei auseinandergebrochen. Die Talkshowauftritte wurden mehrheitlich von Politikern des heutigen „Bündnis Sahra Wagenknecht“ (BSW) gestellt. Am meisten vertreten mit 17 Talkrunden-Auftritten war SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert. Auf Platz zwei mit 14 Auftritten quetschen sich neben Ricarda Lang (Grüne) noch Jens Spahn (CDU) und Christian Dürr (FDP). Die neue Moderatorin der sonntags ausgestrahlten ARD-Talkshow, Caren Miosga, hat angekündigt – anders als ihre Vorgängerin Anne Will –, auch AfD-Politiker in die Sendung zu holen. „Wir stehen vor Wahlen in Sachsen, Thüringen und Brandenburg. In allen drei Bundesländern liegt die AfD vorn, also müssen wir sie einladen“, sagte sie dem Spiegel. Sie nutzte die Ankündigung aber gleichzeitig zu einer scharfen Kritik an AfD-Vertretern: „Nicht wenige von ihnen sind Meister im Errichten von Lügengebäuden. Da kommst du als Moderatorin im Überprüfen der Aussagen live nicht hinterher.“ Die Sendung „Anne Will“ war 2023 mit durchschnittlich knapp drei Millionen Zuschauern die meistgesehene TV-Talkshow – verlor aber 20 Prozent ihres Publikums. Die erste Sendung mit Miosga wird am 21. Januar ausgestrahlt. Die Journalistin erhält pro Moderation 19.000 Euro (jährlich: 570.000 Euro) vom Gebührenzahler. (sv/fh)





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