© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/24 / 12. Januar 2024

Nur für Erwachsene
Mit „Mediakompetenz“ will ausgerechnet ein Tabakkonzern die Bürger für den Pressekonsum rüsten
Christian Schreiber

Wenn sich ein Medienangebot explizit an Erwachsene richtet, dann sorgt das zunächst einmal für hochgezogene Augenbrauen. Und ein Blick auf die Internetseite mediakompetent.de nährt nun nicht den Verdacht, daß es sich um einen Fall für den „Jugendschutz“ handelt. „Die Inhalte bieten Erwachsenen Aufklärung über aktuelle Themen wie Künstliche Intelligenz, konstruktive Debatten und Meinungsbildung über Social Media, politische Teilhabe im Netz oder Nachrichtenmüdigkeit und geben alltagsnahe Empfehlungen für einen souveränen Umgang mit Medien und Journalismus“, schreiben die Initiatoren des Projekts, das seit dem vergangenen Sommer am Netz ist. 

Warum aber richtet sich das Angebot explizit an Erwachsene? Ist doch Medienkompetenz ein Trendthema für junge Nutzer. Das dürfte vor allem mit den Finanziers zusammenhängen. Hauptgeldgeber ist der Tabakkonzern JTI, der mit 2.200 Angestellten den größten Tabakhersteller in Deutschland darstellt. 

„Wir erleben immer wieder, welche negativen Auswirkungen mangelnde Medienkompetenz auf den gesellschaftlichen Diskurs hat. Als Unternehmen setzen wir uns täglich für einen faktenbasierten und offenen Dialog ein“, begründet das Unternehmen sein Engagement. Strategischer Kopf von „Mediakompetent“ ist Matthias Daniel, der den Verlag mit dem vielsagenden Namen Journalismus3000 gegründet hat und darüber hinaus die Mitgliederzeitschrift des Deutschen Journalisten Verbandes (DJV) verantwortet. 

Die Chefredaktion des Internetangebots liegt bei der PR-Expertin Sylvia Muschalski, die Social Media Marketing betreibt, aber auch als Online-Redakteurin oder Projektmanagerin für internationale Marken und Unternehmen tätig ist. „Wir haben ein Aufklärungs- und Bildungsangebot für Erwachsene geschaffen, welches Medienkompetenz zeitgemäß vermittelt. Die Inhalte setzen daher bei der Lebenswirklichkeit der Zielgruppen an und schaffen Identifikationspotential“, erklärt sie ihre Intention.  Artikel wie „Meinungsbildung auf Social Media“ oder „Das habe ich bei Whatsapp gelesen“ klingen dabei nicht unbedingt spannend. Und eine Antwort auf die Frage, warum ausgerechnet die Tabakindustrie diese Themen behandelt, geben sie auch nicht. 

Aber Gendersternchen, „Verschwörungsexperten“ und „News“-Verlinkungen auf Arte, FAZ, MDR, Zeit und „Tagesschau“ zeigen, in welchem Fahrwasser sich das Angebot bewegt. „Medienkompetenz“ als Schlagwort im Kampf gegen angebliche Falschnachrichten und neue rechtskonservative Anbieter: Wer alternative Medien liest, ist halt einfach nicht kompetent.