© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/24 / 12. Januar 2024

Dorn im Auge
Christian Dorn

Demonstranz – eine andere Begrifflichkeit für den Prozeß zur fortschreitend demontierten Demokratie kommt mir gerade nicht in den Sinn. Vielleicht ist es folgerichtig, wenn – den Reflexionen des libertären Vordenkers Hans-Hermann Hoppe folgend – dann die „Demokratie“ als ein „Gott“ erscheint, „der keiner ist“. Friedrich Nietzsches Diktum vom Tod Gottes wäre plötzlich – für mich als Christen – (doch) kompatibel. Wer jetzt den Verkehrsfluß dieser noch immer auf Grün gestellten Ampel endlich stoppen will, muß auf die Straße gehen. Wer aber den aktuellen Kippunkt des politischen Klimas auch mit analytischer Erkenntnistiefe erfassen will, der höre die ebenso brillante wie prophetische Reflexion des Soziologen Friedrich Pohlmann „Politisches System Deutschlands – fremdgesteuert, ideologisiert, semitotalitär“ (in der Reihe „Audimax“ im Kontrafunk-Radio). Hier wird „scheinpluralistische Fassadendemokratie“ exemplifiziert, in welcher die Altparteien in allen zentralen politischen Fragen – bei marginalen Unterschieden – nur eine Agenda kennen: bei den Themen Euro und EU, Migration und Islam, Gender und Identitätspolitik, Klimakirche, dem „dystopisch hochschießenden“ Corona-Regime, bei der Ausgrenzung der Opposition etc. Also all den Themen, die für Deutschlands Zukunft existentiell sind.

Bernd Zellers Karikaturen stellen ebenso gnadenlos wie unterhaltsam den „Bürgerkrieg von oben“ bloß.

Dieser „Bürgerkrieg von oben“, gekennzeichnet durch Konformismus, Dialogunfähigkeit und Moralisierung, die zur Komplexitätsreduktion und Wirklichkeitsverweigerung dienen, wird nirgends so gnadenlos und zugleich unterhaltsam bloßgestellt wie in den Karikaturen Bernd Zellers, beispielhaft vor allem in seinen zwei jüngst im Münsteraner Solibro Verlag erschienenen Titeln „Die Sprache des Grünen Reiches“ (2019) und „Furcht und Elend des Grünen Reiches“ (2021) – beides Bücher mit dem Qualitätssiegel satirisch salvierter Offenbarung, das auch schon in den anderen Werken Zellers sichtbar wurde („Die Opportunitäter“, „Die Gendermerie kommt“, „Presseshow“, „Generation Groko“, „Wir sind das Volk, das sich so was gefallen läßt“ oder „Merkelokratie“).


Daß hier kein „Pardon“ gegeben wird, ist kein Zufall. Hatte doch Zeller das legendäre Satiremagazin pardon wieder zum Leben erweckt (2004 bis 2007), dessen Karikaturen, vor allem jene von Viktor Mammes zu islamistischen Selbstmordattentätern, bis heute unglaublich befreiend wirken, so unwillkürlich bricht beim Betrachter das Lachen hervor. Doch auch die unfreiwillige Komik meldet sich über den Äther zu Wort, als der MDR-Moderator – vor der Schaltung zur Blockade auf dem Magdeburger Domplatz, die von einer „Wagenburg“ umzingelt ist – ankündigt: „Wir entspannen jetzt noch mal vier Minuten mit Nazareth: ‘Love Hurts’“. 

Ein Buch voller Cartoons von Bernd Zeller