Rabengeschrei, ein dumpfer Hornklang, das Rauschen eines Wassers und hymnischer Frauengesang – so klingt das kurze Intro, bevor Nornir ihren akustischen Black-Metal-Sturm entfesseln. Die Sängerin, die eben noch getragenen Klargesang ertönen ließ, keift im nächsten Moment genretypisch drauflos.
Das verdient jedoch mehr als nur ein kurzes Hinhören. Die Gruppe aus Sachsen bietet auf dem Album „Skuld“ handwerkliche und atmosphärische Kost erster Güteklasse. Waren die Vorgängerveröffentlichungen noch eher Einheitsbrei, legt das Quartett nun ein Gourmetmenü für Liebhaber traditioneller schwarzmetallischer Klänge vor. Dabei verwenden Nornir neben englischen auch norwegische Texte. Eine Verneigung vor dem Ursprungsland des Genres?
In „Hel’s Postulate“ zeigen die Musiker, daß sie auch das langsame Tempo beherrschen und entsprechende Gitarrenriffs ihre packende Wirkung entfalten. In den zugleich ruppigen und melodiösen Stücken (Anspieltipp: „Høst, du ville kraft“) streut die Formation gelegentlich ruhige Passagen ein. Diese Atempausen lassen die folgenden Klangexzesse um so dramatischer wirken.
Mit „Skuld“ schließen Nornir eine thematische Trilogie ab. So ist der Albumtitel, der auf norwegisch „Schuld“ bedeutet, zugleich der Name einer der Nornen aus der skandinavischen Mythologie. Das Debüt hört auf den Namen „Urd“ (Schicksal), das Zweitwerk auf „Verdandi“ (das Werdende). Bleibt zu hoffen, daß Nornir ihren musikalischen Weg fortsetzen und das Ende der Nornen-Trilogie nur der Auftakt für weitere starke Alben ist.
Nornir Skuld Northern Silence Productions 2023