© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 03/24 / 12. Januar 2024

Gold ist weiterhin eine Liquiditätsreserve außerhalb des Finanzsystems
Auf Bewährtes setzen
Frank Wagner

Ist jetzt ein guter Zeitpunkt, um Gold zu kaufen? Das Edelmetall notiert bei 2.030 Dollar pro Feinunze und damit nur wenig unter dem bisherigen Rekordtagesschlußkurs von knapp 2.078 Dollar. Am 5. Oktober, zwei Tage vor dem Terrorangriff der Hamas auf Israel, waren es nur 1.820 Dollar gewesen. Dennoch gibt es viele Faktoren, die aktuell weiterhin für das Gold als Anlageklasse sprechen – auch wenn die offiziell gemessene Inflation weltweit aktuell merklich nachgibt.

Die großen Zentralbanken stehen vor einem Kurswechsel: Es ist nur noch eine Frage der Zeit, wann sie die Zinsen absenken. Die Wirtschaften lahmen, und die hochverschuldeten Länder halten die erhöhte Zinsbelastung nicht mehr lange aus. Nachgebende Zinsen wirken positiv auf den Goldpreis: Sie verringern die Kosten der Goldhaltung – denn die Zinserträge, die der Anleger mit dem Halten von verzinslichen Papieren erzielen kann, schwinden. Das hebt tendenziell den Preis des gelben Metalls. Nicht weniger wichtig ist der Trend der „Ent-Dollarisierung“: Selbst westliche Länder wenden sich vom Dollar ab, und ihre Zentralbanken setzten bereits auf den Auf- und Ausbau von Goldreserven. Und schließlich ist da die begründete Sorge vor der ganz großen Krise in der internationalen Kredit- und Geldarchitektur: Es ist nicht eine Frage des Ob, sondern nur des Wann, daß das sogenannte ungedeckte Fiat-Geldsystem erneut in Schieflage gerät und daß Banken ins Trudeln geraten. Anschwellende Kreditausfälle werden die Zentralbanken erneut auf den Plan rufen, die dann mit neu geschaffenem Geld die offenen Rechnungen bezahlen und damit eine neue Inflationswelle lostreten. Mit dem Halten von Gold kann der Anleger all diesen Risiken wirksam die Stirn bieten. Die Irrungen und Wirrungen, die immer wieder die Preise auf den Kapital- und Rohstoffmärkten durcheinanderwirbeln, lassen sich aber nicht ausschließen.

Der Goldpreis kann daher kurzfristig noch nachgeben – ein Abwärtspotential von zehn bis 15 Prozent ist möglich. Für Anleger, die mit einem langfristigen Horizont von fünf oder mehr Jahren operieren, wird das jedoch nicht ins Gewicht fallen. Sie haben gute Gründe, weiterhin auf Gold zu setzen. Denn daß der Goldpreis seinen langfristigen Aufwärtstrend in den kommenden Jahren fortsetzt, ist sehr wahrscheinlich.