Das Jahr 2024 hat für die Kubaner mit drei Tagen Nichtstun begonnen. Die Werktätigen sollen sich von den Anstrengungen des alten Jahres ausruhen. So steht es im Dekret 100, das den 3. Januar kurzerhand zum Feiertag erklärte. Die ersten beiden Januartage sind ohnehin arbeitsfrei, als „Tag der Befreiung“ und „Tag des Sieges“, weil Diktator Fulgencio Batista am Neujahrsmorgen 1959 das Weite suchte und die Revolutionäre um Fidel Castro damals die Macht ergriffen, um ein sozialistisches Experiment zu wagen.
Und um dieses ist es wieder einmal gar nicht gut bestellt. „Wir arbeiten in einem Szenario der Kriegswirtschaft“, sagte Staatspräsident Miguel Díaz-Canel und verwies auf das US-Embargo und das Fehlschlagen aller Versuche, die Wirtschaft auf Wachstumskurs zu lenken. Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte um zwei Prozent.
Der Staat will es sich nicht mehr leisten, daß subventionierte Produkte verschwendet werden.
Auf dem VII. Plenum der KP muß es trostlos zugegangen sein. Zwei Tage lang „haben wir über Bemühungen gesprochen, die noch nicht in Lösungen umgesetzt wurden; über Maßnahmen, die keine Früchte trugen, und über Prognosen, die sich nicht erfüllten“, klagte Díaz-Canel. Es sei 2023 nicht einmal gelungen, ausreichend „Essen auf die Teller der Menschen zu bringen“.
Die Nahrungsmittelproduktion wurde nicht wie geplant gesteigert, sondern ist bei Lebensmitteln, Mais, Schweinefleisch, Milch und Eiern, rückläufig. Treibstoff ist ebenso Mangelware wie Medikamente. Dazu kommt eine völlig aus dem Ruder gelaufene Währungsreform, die den nationalen Peso ins Bodenlose hat stürzen lassen.
Im Alltag der Menschen fehlt es an allem, und zum Kollaps ist es nur nicht gekommen, weil Hunderttausende Kubaner in die USA geflüchtet sind und so vom kubanischen Staat nicht mehr versorgt werden müssen. Die Verbliebenen rief der Staats- und Parteichef auf, das „Siegesvertrauen“ nicht aufzugeben. Er sei sich sicher, daß die Kubaner ihre Herausforderungen mit Arbeit, Talent und ihrer eigenen Kreativität meistern werden – „das heißt, mit kreativem Widerstand.“ Schließlich sei die Unzufriedenheit „ein Motor, der revolutionäre Energien antreibt, weil er die Scham abschüttelt“.
Damit wenigstens dieser Motor rundläuft, soll der Strom für Privathaushalte um bis zu 25 Prozent teurer werden, gleichzeitig werden die Wasserpreise verdreifacht, und für die Flasche Flüssiggas werden 25 Prozent mehr als bisher verlangt.
Auch soll es künftig keine Lebensmittelkarten mehr für alle geben, sondern nur noch für Bedürftige. „Wir wollen Menschen und nicht Produkte subventionieren“, so Manuel Marrero. Deswegen werde das Arbeitsministerium jetzt „die Menschen nach dem Grad ihrer Bedürftigkeit identifizieren“, um ein „gerechteres und effizienteres System“ zu schaffen.