Ungeachtet der unzähligen Studien zur politischen Orientierung von Jugendlichen entdeckten Bildungsforscher der Universitäten Jena und Duisburg-Essen, daß die Datenlage bezüglich der Einstellungen von Schülern zu EU und zu Europa „nicht befriedigend“ sei. In Untersuchungen von Gruppendiskussionen fanden die Forscher heraus, daß die „europabezogenen Einstellungen“ an Schulen in Nordrhein-Westfalen und Thüringen doch positiver sind als befürchtet. Sie hingen allerdings stark vom „demokratischen Schul- und Klassenklima“ ab, das sich durch „offene Diskussionen, gelebte Toleranz und ein faires, respektvolles Miteinander“ auszeichne, das alle Schüler ermutige, sich eine eigene Meinung zu bilden. Je demokratischer das „Klassenklima“ sei, desto höher liege die Zustimmungsrate zur EU (Zeitschrift für Soziologie der Erziehung und Sozialisation, 3/2023). Diese scheinbar einfache Beziehung werde jedoch durch soziale und landsmannschaftliche Faktoren relativiert. So seien Gymnasiasten, von denen ein Teil für die Vereinigten Staaten von Europa votiere, nicht nur generell EU-freundlicher als Real-, Haupt- und Gesamtschüler. In Nordrhein-Westfalen hegen sie auch weniger Entfremdungsgefühle gegenüber Brüssel als in Thüringen, wo sie ein weniger demokratisches Klassenklima erlebten.