Ihr Stuhl wackelt, doch noch stürzt sie nicht. Obwohl die Plagiatsvorwürfe gegen Claudine Gay, die Präsidentin der Harvard-Universität, immer zahlreicher und Rücktrittsforderungen lauter werden, versucht sie sich weiter im Amt zu halten. Unklar ist, ob sie damit durchkommen wird. Seit Wochen tobt der Sturm um die umstrittene Präsidentin der ältesten und wichtigsten Eliteuniversität der USA, eine Professorin für Politik, Afrikanische und Afroamerikanische Studien. Dabei nimmt die linksliberale Uni in den Augen ihrer Kritiker immer mehr Schaden.
Erst war es ihr unsäglicher Auftritt bei der Kongreßanhörung zu Antisemitismus, wo Claudine Gay – wie auch zwei andere Uni-Präsidentinnen – keine klare Antwort finden konnte auf die Frage, ob Genozid-Aufrufe gegen Juden die Regeln der Hochschule verletzten. Es komme „auf den Kontext an“, meinte Gay. Nach empörten Reaktionen schob sie eiligst eine Entschuldigung nach. In den folgenden Tagen kamen dann immer mehr Plagiatsvorwürfe auf, angestoßen von dem konservativen Aktivisten und Autor Christopher Rufo.
Mittlerweile ist es offenkundig, daß die Politikwissenschaftlerin serienweise Sätze, Formulierungen, Definitionen, Ideen und ganze Passagen aus anderen wissenschaftlichen Werken geklaut hat. Schon in ihrer Dissertation „The Impact of Gender and Race on the Politics of Black Women“ von 1998, dann in mehr als der Hälfte ihrer wissenschaftlichen Papiere hat sie ohne Angaben zitiert und geklaut.
Das serielle Ausmaß des Plagiierens brachte selbst für einige Linksliberale das Faß zum Überlaufen. „Warum Claudine Gay gehen sollte“, forderte ein Gastkommentar des Columbia-Professors John McWorther in der New York Times. Falls Harvard sich scheue, sie zu entlassen, weil man Rassismus-Vorwürfe fürchte, sollte Gay von sich aus zurücktreten, schrieb McWorther (selbst Schwarzer), um die Würde von Harvard zu bewahren und das Prinzip, daß es keine Sonder-Standards für Schwarze geben dürfe.
Die Zulassung von Studenten erfolgt nach Hautfarbe
Und dennoch: Ihr Hochschulrat, die Harvard Corporation, stellt sich bislang hinter die 53jährige Gay. Das Harvard-Motto „Veritas“ verkommt so zum Witz, je mehr die Uni-Leitung sich windet, eine klare Position zu finden zu den zahlreichen Fällen von „duplizierter Sprache“ in Gays Arbeiten, wie es in orwellschem Newspeak hieß. Viele fragen sich, wie Gay überhaupt im Juli 2023 mit ihrem dünnen wissenschaftlichen Werk von nur elf akademischen Arbeiten, einschließlich ihrer Dissertation, an die Spitze der renommiertesten Hochschule der USA gelangen konnte. Die Antwort liegt eben doch in ihrer Hautfarbe. Harvard wollte nach dem Tod von George Floyd und „Black Lives Matter“ ein Zeichen setzen. Und Gay hat beherzt die Chance ergriffen, ein umfassendes „DEI“-Regime aufzubauen. DEI steht für „Diversity, Equity and Inclusion“, die Trinität des woken Bewußtseins: „Vielfalt, Gleichheit und Inklusion“.
Gay hat die „Diversity“-Ideologie (in Wahrheit ein rassisches System) in jede Facette der Universität eingerieben, wie Christopher Rufo im City Journal des Manhattan Institute darlegt. Die Zulassung von Studenten erfolgt entgegen dem Urteil des Supreme Court weiter nach Hautfarbe-Kriterien (Dunkelhäutige und „Native“ werden bevorzugt), die Bürokratie, die Vergabe von Stipendien, die Forschungsförderung, die Sprachleitfäden – alles wird nach der „Diversity“-Ideologie ausgerichtet. Sollte Gay trotz ihrer Plagiatsaffäre bleiben, wäre das Wissenschaftsprinzip in Harvard begraben – dann wäre aber immerhin ganz klar, daß Ideologie und Hautfarbe die neuen Trümpfe sind.