Der Niedergang der Lokalzeitungen beschleunigt sich. Die Auflagen, so sieht Michael Konken voraus, werden 2030 so niedrig sein, daß eine wirtschaftliche Basis für diesen Teil der deutschen Presselandschaft nicht mehr vorhanden ist. Selbst eine „staatsferne finanzielle Förderung“ nach skandinavischem Modell kommt nach Einschätzung des langjährigen Bundesvorsitzenden des Deutschen Journalisten-Verbandes nun zu spät. Der Niedergang nehme unaufhaltsam seinen Lauf, beschleunigt durch steigende Papier- und Energiepreise und von der Inflation gebeutelte Privathaushalte, die sparen, indem sie zuerst das Zeitungsabo kündigen. Betroffen sind zwar nicht allein die Provinzblätter, da die verkaufte Auflage aller Tageszeitungen seit 1991 von 27,3 Millionen auf 10,9 Millionen im vorigen Jahr zurückging. Aber gerade im Sterben der Lokalpresse kündige sich eine für das demokratische System gefährliche Erosion medialer Meinungsvielfalt an. Notleidende Lokalzeitungen sind von wirtschaftlich stärkeren Verlagen reihenweise aufgekauft, ihre Redaktionen ausgedünnt worden. Gab es 2000 noch 15.300 festangestellte Journalisten, sind es aktuell unter 10.000 – Tendenz sinkend. Auswirkungen zeigten sich im rapiden Qualitätsverlust: Immer mehr politisch konformer „Einheitsbrei“ in der Berichterstattung, immer mehr Agenturmeldungen, Informationen aus Pressemitteilungen und purer „Schreibtischjournalismus“. Fundierte Informationen über regional- und kommunalpolitische Themen als Grundlage für Wahlentscheidungen seien von solchen Redaktionen kaum mehr zu erwarten, geschweige denn eine „Kontrolle“ von Politik und Verwaltung (Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte, 10/2023).