Wasser ist Quelle des Lebens, ohne Wasser gedeiht nichts – und doch kann es auch ein unbarmherziger Feind sein. Das müssen gerade wieder alle diejenigen erleben und -leiden, die in den von Überschwemmungen betroffenen Gebieten wohnen, um Haus, Hab und Gut bangen. Zwiespältig sind die nassen Massen auch für die, die ein politisches Spitzenamt innehaben (oder anstreben). Die Flut kann Karrieren befördern – man denke an „Deichgraf“ Matthias Platzek oder Gerhard Schröders Wahlsieg im Elbehochwasser 2002 – oder vernichten, so wie beim im falschen Moment lachenden Armin Laschet nach der Ahrtal-Katastrophe 2021. Von dessen Mißgeschick profitierte bekanntlich Olaf Scholz, der wiederum als derzeitiger Kanzler im Umfragetief steckt, aus dem ihm auch sein jüngster Besuch in der überschwemmten Innenstadt von Verden an der Aller nicht heraushelfen witd. Im Gegenteil. Das falsche Schuhwerk, nämlich Wander- statt Gummistiefel, schon ist das Macher-Image futsch und die Bilder des an der Wasserkante Stehenden signalisieren Rat- und Hilflosigkeit. Während Innenministerin Nancy Faeser in THW-Jacke einen zusätzlichen Hubschrauber versprach, kam der Kanzler quasi mit nichts. „Wir wollen den hier nicht“, zürnte eine Betroffene, im Internet gab’s unschöne Kommentare. Überhaupt ist das mit dem politischen Katastrophentourismus ja so eine Sache. „Mein eindringlicher Appell an alle Neugierigen lautet: Lassen Sie es bleiben, gehen Sie irgendwo anders spazieren oder bleiben Sie zu Hause“, forderte Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil – just während einer Besichtigungstour in den Hochwassergebieten. Doch wie schrieb schon der Evangelist Matthäus: „Alles nun, was sie euch sagen, das tut und haltet; aber nach ihren Werken sollt ihr nicht handeln; denn sie sagen’s zwar, tun’s aber nicht.“ Das zielte nicht auf Politiker, sondern auf Pharisäer.