© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 02/24 / 05. Januar 2024

Aufgeschnappt
Kriegsgeklatsche zum Jahresstart
Matthias Bäkermann

Nicht nur für das Publikum im blumenprächtigen Konzertsaal des Wiener Musikvereins, sondern für Millionen Zuschauer weltweit ist der Jahreswechsel eigentlich erst richtig vollendet, wenn zum Abschluß des Neujahrskonzerts der Philharmoniker der Dirigent zum Mitklatschen des Radetzkymarsches ermuntert, so wie 2024 Maestro Christian Thielemann. Eva Blimlinger, der Kultursprecherin von Österreichs Grünen, ist diese Tradition jedoch ein Graus. Höhnisch polemisierte die „leidenschaftliche Historikerin“ gleichzeitig am 1. Januar auf X (vormals Twitter) gegen diese militaristische „Huldigung für den Sieg über Piemont und der k.u.k. Armee über die Wiener Bevölkerung“ des dem Feldmarschall Wenzel Graf Radetzky von Radetz 1848 von Johann Strauß Vater gewidmeten Musikstückes. Dieser sei „in Zeiten der Kriege“ ebenso unpassend wie es auch „an der Zeit wäre, daß endlich eine Frau das Dirigat übernimmt“, stänkerte die 62jährige Nationalratsabgeordnete. Der FPÖ-Europaabgeordnete Harald Vilimsky mahnte in seinem Retweet: „Finger weg von unseren Traditionen.“ Mit „linksextremer Kulturstürmerei“ wollten die Grünen zudem nur von den von ihnen verantworteten Verteuerungen zum Jahresstart ablenken.