© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 52/23 - 01/24 / 22. Dezember 2023

Meldungen

Beschränkungen beim Einsatz von Glyphosat

BERLIN. Der Unkrautvernichter Glyphosat kann nach der verlängerten EU-Zulassung (JF 48/23) auch in Deutschland weiter eingesetzt werden. Das Landwirtschaftsministerium (BMEL) hat dazu eine Eilverordnung erlassen, die für ein halbes Jahr gilt und die Pflanzenschutz-Anwendungsverordnung von 2021 außer Kraft setzt, die ein Glyphosat-Verbot ab 2024 vorgeschrieben hatte. „Ich halte die Entscheidung der EU-Kommission für falsch, Glyphosat bis 2033 zu genehmigen und sehe sie auch nicht vom Votum der EU-Staaten gedeckt“, erklärte Agrarminister Cem Özdemir. Das deutsche Pflanzenschutzrecht müsse ans EU-Rechts angepaßt werden, damit die Landwirte Planungssicherheit haben. „Wir schreiben die geltenden Beschränkungen zum Einsatz von Glyphosat fort, wie zum Beispiel das Anwendungsverbot in Wasserschutzgebieten“, so Özdemir. „Die erneute Zulassung ist ein schlechtes Signal für Innovationen. Moderner Pflanzenbau und ein fast 50 Jahre altes Totalherbizid passen einfach nicht zusammen. Ich hätte gern gemäß unserer Koalitionsvereinbarung mit einem klaren Nein gestimmt. Leider ließ sich hierzu innerhalb der Bundesregierung keine Einigung herstellen.“ (fis)

 efsa.europa.eu





Hauskatzen tragen zum globalen Artensterben bei

AUBURN. Der Jagdtrieb von Hauskatzen (Felis catus) trägt spürbar zum globalen Artensterben bei. Das zeigt eine Metastudie von 533 Einzelstudien über 2.084 von Katzen gefressene Arten, die Ökologen um Christopher Lepczyk (Auburn University/Alabama) auswerteten (Nature Communications Vol. 14, 7809/2023). Zu den Beutetieren zählten 981 Vogel-, 463 Reptilien-, 431 Säugetier-, 119 Insekten- und 57 Amphibienarten sowie 33 Arten aus anderen Tiergruppen. Mindestens 347 der Arten davon sind vom Aussterben bedroht (etwa Schwarzschwanz-Beutelmarder/Australien, Grüne Meeresschildkröte oder der Newell-Sturmtaucher/Hawaii) oder bereits ausgestorben (Stephenschlüpfer/Neuseeland). „Die Katzen übertragen zudem Krankheiten wie Toxoplasmose, Pest und Tollwut auf Wildtiere und Menschen“, so Lepczyk. Und in einigen Regionen würden solche Krankheiten ohne Katzen gar nicht auftreten. (fis)

 nature.com





„Streben nach absoluter Sicherheit ist eine Illusion“

POTSDAM. Der Psychologe Gerd Gigerenzer hat mehr Bildung im Verstehen von Risiken angemahnt. „Furcht vor gefährlichen Tieren, Dunkelheit oder auch engen Räumen war einst überlebensnotwendig. Heute sind solche Ängste kaum noch angebracht“, erklärte der Direktor am Harding-Zentrum für Risikokompetenz der Uni Potsdam im Magazin Spektrum. „Anders als die ‘Mathematik der Gewißheit’, wie Algebra und Geometrie, lehrt uns die Statistik nämlich, daß das Streben nach absoluter Sicherheit eine Illusion ist und wir lernen müssen, mit Ungewißheit vernünftig umzugehen. Das nimmt die Angst und hilft, bei Entscheidungen einen kühlen Kopf zu bewahren.“ Der „Digitalpakt Schule“ investiere bis 2024 Milliarden in Tablets und Technologie, aber leider zu wenig in die Verbesserung der Risikokompetenz, so Gigerenzer. (fis)

 www.hardingcenter.de





Erkenntnis 

„Jeder unberührte Wald erreicht irgendwann einen Gleichgewichtszustand, in dem er nicht weiter Kohlendioxid aufnimmt – weil durch das natürliche Absterben von Bäumen dann genauso viel CO₂ freigesetzt wird. Nach einem begrenzten Zeitraum von 40 oder 50 Jahren würde die in Wäldern neu gebundene Menge an Kohlenstoff immer geringer.“

Christian Ammer, Professor für Waldbau und Waldökologie an der Universität Göttingen