© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 52/23 - 01/24 / 22. Dezember 2023

Peter Englunds Beitrag zur Mikrogeschichte des Ukrainekriegs
Szenen von Hieronymus Bosch
(ob)

Wie seine Arbeit zur „Geschichte des Dreißigjähriges Krieges“ (2013) belegt, meistert der Stockholmer Historiker Peter Englund durchaus auch die Langstrecke in seinem Fach. Doch berühmt geworden ist er mit Büchern, die Staatsaktionen in Mikrohistorie auflösen, wie seine „Geschichte des Ersten Weltkriegs, erzählt in neunzehn Schicksalen“ (2013). Diese Methode hat der ehemalige Sekretär des Literaturnobelpreiskomitees zuerst als Kriegsreporter in Afghanistan und im Irak gelernt. Ihr bleibt er auch in seinen Beobachtungen von der vordersten Front des Ukrainekriegs in der Region Luhansk treu (Lettre International, 143/2023). Rotgrünen Wehrdienstverweigerern oder Schreibtischstrategen wie Olaf Scholz, Robert Habeck und Anton Hofreiter, die die Ukraine bis zum Letzten verteidigen wollen, wäre seine Lektüre angeraten. Jeden Tag sind dort während der gescheiterten Sommeroffensive bis zu 200 Soldaten gefallen. Die blau-gelben Streitkräfte dürften, wie Englund schätzt, seit Februar 2022 den „schrecklichen Preis“ von bis zu 100.000 Mann an Gefallenen und Verwundeten bezahlt haben. Was das konkret bedeutet, schildert eine Episode aus einem Krankenhaus, wo Englund die sich ohne Beine und Arme fortbewegenden Männer an Szenen aus apokalyptischen Gemälden von Hieronymus Bosch erinnern. 


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