Und jetzt kommt eine Gutenachtgeschichte!“ Mit dieser Ankündigung beginnt der neue große Computertrickfilm aus dem Hause Universal. Aber keine Sorge, zum Einschlafen ist Mike Whites von Regisseur Benjamin Renner verfilmtes Drehbuch nicht. Es handelt sich lediglich um die Ankündigung einer Gutenachtgeschichte von Entenpaps Mack Mallard (deutsche Stimme: Elyas M’Barek) für seine Kinder Dax und Gwen.
Daß diese Geschichten immer gruselig ausgehen, gefällt Entenmama Pam (deutsche Stimme: Nazan Eckes) überhaupt nicht. Sie bemängelt: „Jedesmal wenn du ihr eine Geschichte erzählst, macht Gwen in ihr Zweigennest.“ Gwen, optisch an Tweety aus den Zeichentrickfilmen „Tweety und Sylvester“ angelehnt, ist das Küken im Nest der Entenfamilie. Schon kurz vorm Erwachsenwerden ist ihr vorlauter Bruder Dax (Julius Weckauf). Folglich paddelt er im heimischen Ententeich auch bereits forsch auf Freiersfüßen und lernt dabei ein nettes Zugvogel-Entenmädel kennen, das von den Tropen schwärmt.
Pfiffige Sprüche sorgen für jede Menge Heiterkeitsausbrüche
Im langweiligen Teich der Mallards macht die Familie der Zufallsbekanntschaft nur kurz Rast. Damit ist bei Dax, Gwen und ihrer Mutter Pam das Fernweh geweckt. Sie möchten mal „rauskommen und die Welt sehen“, Abenteuer in der Fremde erleben. Doch Papa Mack bremst: Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Da aber bekanntlich Frauen in Sachen Freizeitgestaltung meist das letzte Wort haben, gelingt es Pam, Dax und Gwen, das Familienoberhaupt und den ebenfalls nicht besonders reiselustigen Onkel Dan (im Original gesprochen von Danny DeVito) zu einer Flugreise nach Jamaika zu überreden. Und damit beginnt tatsächlich das von Pam erhoffte Abenteuer.
Eine unheimliche Nacht im Haus zweier rabiater Reiher und eine Reihe folgenreicher Konfrontationen in New York, wo die Mallards einen Zwischenstopp einlegen, sorgen für jede Menge Turbulenzen. Eine Taubenattacke im Central Park endet mit einer neuen Bekanntschaft: dem schrägen Vogel Chump. Für ihn sind die Mallards „abgedrehte Landeier“. Trotzdem gibt er ihnen einen heißen Tip: In einem Nobelrestaurant lebt, seit Jahren eingesperrt, der Papagei Delroy. Der Versuch, den aus Jamaika stammenden Drama-König aus seinem Käfig zu befreien, um ihn als Reiseleiter zu gewinnen, sorgt für einen heftigen Tumult in der Gourmet-Küche, der an „Ratatouille“ (2007) erinnert.
Die gelungenste Szene des Films aber spielt im „Garten der Harmonie“. Auf einem Bauernhof leitet eine weiße Esoterik-Ente mit einem Umhang, der ein grünes Paradies verspricht, Entspannungsübungen. Die mit Yoga ruhiggestellten Enten werden so zu einer leichten Beute für den Transporter vom Schlachthof. Eine Parabel über die selbstzerstörerischen Mechanismen des New-Age-Wokismus? Nachdem zuletzt in dem abstrusen Animationsstreifen „Trolls – Gemeinsam stark“ die Regenbogenpropaganda auf der Leinwand förmlich explodierte, schlägt „Raus aus dem Teich“ jedenfalls ganz andere Töne an. Der Film heißt im Original „Migration“. Aber als Apologie linker Narrative kann man die – immerhin klimafreundlich-kerosinfreie – Flugreise der Entenfamilie nach Jamaika gewiß nicht deuten. Zu hoffen ist, daß dies erste Anzeichen für eine konsequente Abkehr Hollywoods von dem identitätspolitischen Irrsinn sind, von dem inzwischen immer mehr Kunstschaffende aller Länder die Nase gestrichen voll haben.
Die fünf Spaßvögel der Entenfamilie Mallard sorgen mit pfiffigen Sprüchen auf jeden Fall für jede Menge Heiterkeitsausbrüche bei großen und kleinen Zuschauern. Die computergenerierten Bilder, die Regisseur Benjamin Renner, ein Mann des klassischen Erzählens, auf die Leinwand zaubert, sind aus Hollywoods erster Liga. Auch optisch läßt „Raus aus dem Teich“ also nichts zu wünschen übrig. Und wem das alles zu brav ist, wem das Überkandidelte und Schräge von Filmen wie „Ich – Einfach unverbesserlich“ fehlt, der kommt im Vorfilm „Hinterm Mond“ auf seine Kosten. Hier haben Filmbösewicht Vector und die Minions aus besagtem Universal-Klassiker einen hinreißenden interplanetarischen Kurzauftritt.
Ist das also der große, von allen heiß erwartete Weihnachtsfilm des Jahres 2023, den man mit der ganzen Familie gucken und auf keinen Fall verpassen sollte? Ja.