Die Titeloptik dieser JF-Ausgabe hätte, wenn es allein nach mir gegangen wäre, eines der beiden berühmtesten Gemälde Caspar David Friedrichs gezeigt, „Der Wanderer über dem Nebelmeer“. Für meine Begriffe paßt dieses Bild besonders gut in die bevorstehende Weihnachtszeit und den Jahreswechsel, geht es doch um Entschleunigung, Innehalten, Einkehr und um unser aller Seelenheil. Die Schlagzeile sollte lauten: „Wo Hoffnung gedeiht“. Allein meine lieben Kollegen, allen voran der Chefredakteur, haben es verhindert. „Und dann und wann ein Caspar David Friedrich“ (Streifzüge vom 10. November) zitierte er erneut Armin Mohlers frühe Kritik des konservativen Kulturgeschmacks. Nun, Hunderttausenden Ausstellungsbesuchern scheint es beim Betrachten des Bildes nicht langweilig zu sein. Nicht ohne Grund gilt es als Inbegriff der Romantik, dabei ist es „auf eine irritierende Weise modern“, wie der Kunsthistoriker Florian Illies in seinem wunderbaren Buch „Zauber der Stille“ schreibt. „Auf dem Gipfel tritt der Wanderer in ein Gespräch mit sich selbst, der Welt und mit Gott,“ schreibt Illies. „Ja, der Gott, von dem Friedrich spricht und malt, der wohnt in der Seele. Wenn der Mensch in sein Inneres eintaucht und dort Gott zu entdecken glaubt, dann beginnt er für Friedrich in Wirklichkeit sich selbst näher zu kommen.“ – Eins werden mit sich selbst, auch und gerade in wirren Zeiten, genau darum geht es in diesem Sehnsuchtsbild.
Heimo Schwilks zweiter Band mit Tagebuchaufzeichnungen gibt Auskunft über seinen Lebens- und Arbeitsalltag.
Auch in diesem Jahr mußte die Öffentlichkeit wieder von Persönlichkeiten aus der Kultur- und Medienwelt unwiderruflich Abschied nehmen: Ryan O’Neal, Shane MacGowan, Heidelinde Weis, Elmar Wepper, Hans Meiser, Matthew Perry, Roger Whittaker, René Weller, Martin Walser, Sinéad O’Connor, Christian Quadflieg, Jane Birkin, Milan Kundera, Peter Simonischek, Tina Turner, Helmut Berger, Sibylle Lewitscharoff, Jerry Springer, Harry Belafonte, Martin Petzold, Lotti Krekel, Gary Rossington, Maria Sebaldt, Vito von Eichborn, Nadja Tiller, Raquel Welch, Jürgen Flimm, Tony Marshall, David Crosby, Gina Lollobrigida, Lisa Marie Presley, Jeff Beck. Aus der Welt des Sports sei zudem erinnert an Ernst Huberty, Fußballkommentator und „Mr. Sportschau“.
Lektüretip: Heimo Schwilks zweiter Band seiner Tagebuchaufzeichnungen. Nach dem ersten Teil (JF 37/22) legt der Publizist und Biograph Ernst Jüngers, Martin Luthers, Hermann Hesses und Rainer Maria Rilkes nun seine Notizen aus den vergangenen zwanzig Jahren vor. Sie geben Auskunft über den Lebens- und Arbeitsalltag eines der geradlinigsten und anregendsten konservativen Denker unserer Zeit, dessen Markenkern das Standhalten ist.
Heimo Schwilk: Mein abenteuerliches Herz (Band II) Aus den Tagebüchern 2000–2022, Landt Verlag, Lüdinghausen 2023, gebunden, 924 Seiten, 69 Euro