© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 52/23 - 01/24 / 22. Dezember 2023

Denkmal der Woche
Lukrativ für beide
Moritz Schwarz

Haben Sie eigentlich schon ein Denkmal für die Redaktion der JUNGEN FREIHEIT im Garten? Nicht? Dann wird’s aber Zeit! Wo bitte bleibt Ihre Dankbarkeit? Oder glauben Sie, mit Entrichten des Kaufpreises sei Ihre Schuld schon abgegolten? Sollten diese Zeilen Sie nicht recht überzeugen, Ihnen gar dreist erscheinen, dann sind Sie vermutlich nicht Mitglied der Berliner CDU. Was auch erklären mag, warum sich Ihr Verständnis für den Beschluß der von dieser geführten Landesregierung – in der Hauptstadt ein Gastarbeiter-Denkmal zu errichten – womöglich in Grenzen hält. Ach ja: Und weil aller guten Dinge zwei sind, gleich noch ein weiteres für deren Ost-Pendant, die DDR-Vertragsarbeiter. Zwar wurden sie in der Tat – erstere ab 1955, letztere ab 1965 – angeworben, um den damaligen Arbeitskräftebedarf zu decken. Doch dafür gab’s auch gutes Geld – so gut, daß es offenbar selbst die deprimierenden Gemeinschaftsunterkünfte und die schmerzlich lange Trennung von Heimat und Familie aufwog: Kurz, es war – und darauf einen Handshake – ein lukratives Geschäft auf Gegenseitigkeit. Doch diesem Prinzip der Marktwirtschaft fügen SPD und die Partei Ludwig Erhards nun eine neue Dimension hinzu, indem sie für das Doppeldenkmal 500.000 Euro bewilligt haben. Man darf also gespannt sein, ob in Bälde auch Denkmäler für Bäcker, Friseure, Supermärkte, Kfz-Werkstätten und alle anderen sprießen, von deren Diensten wir profitieren und die an uns verdienen. Vielleicht läßt sich künftig gar das Denkmal für die Bank, die den Kredit für Ihren Hausbau stellt, als „Kunst am Bau“ abschreiben? Doch wie stets: Denkmäler, derer es wirklich bedarf, bleiben unerrichtet: etwa das des Staates für den Steuerzahler, der sozial Schwachen für die Leistungsträger oder der Linken für den Kapitalismus, der ihre irre Politik finanziert.