Er interessiere sich „viel mehr für das Ewige als für das Zeitliche“, daher „stören mich politische Niederlagen nicht so sehr“. Falls auch Sie zu jenen zählen, die sich, angesichts der allgemeinen Lage unseres Landes, der Festtage nicht unbeschwert zu erfreuen vermögen, könnte Peter Hitchens Ihr Mann sein! Zwar sieht er kaum noch politische Rettung, doch mit der überzeitlichen Gelassenheit, die seine Texte prägen, seinem eigenwilligen Charakter und hintergründigen Humor vermag es erstaunlicherweise ausgerechnet dieser Prophet des Untergangs, Licht in die konservative Seele zu tragen.
Doch nicht nur das hat ihn zu einem der bekanntesten Journalisten Großbritanniens gemacht, der für einige der angesehensten britischen und amerikanischen Blätter sowie eine Kolumne in der Mail on Sunday schreibt. Schon seit seiner Studienzeit entzieht sich der Ex-Trotzkist, der zum Konservativen und Royalisten geworden ist, den einschlägigen Kategorien. Anders als letztere meist, verurteilt er etwa Militärinterventionen im Ausland, gibt wenig auf Margaret Thatcher, ergreift bei Tarifkonflikten oft Partei für die Gewerkschaften und hält nichts von Früher-war-alles-besser-Nostalgie.
Stattdessen tritt Hitchens für das Eigentliche des Konservativen ein, wie den antiideologischen, ganz pragmatischen Staat, der etwa im Sinne der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung „Leben, Freiheit und das Streben nach Glück“ seiner Bürger fördert – sprich, Familie, Nation, Demokratie und Redefreiheit schützt und verteidigt.
Mit schlimmer Vorahnung erfüllt ihn, daß die Mächtigen der Welt mehr und mehr mit einer Stimme sprechen.
Obwohl in der Jugend Atheist, kehrte der 1951 in der Kronkolonie Malta geborene Sohn eines Marineoffiziers mit dreißig Jahren zum Glauben zurück. Heute zählt er als traditionalistischer Christ, dem Abtreibung Mord und die Familie Grundstein einer gesunden Gesellschaft ist. In einer Debatte der traditionsreichen Oxford Union Society zum Glauben kritisierte er, daß es ungnädig seitens der Atheisten sei, die christliche Frohbotschaft zugunsten des materialistischen Nihilismus der Weltlichkeit zu verstoßen.
Hitchens wurde er als „Contrarian“ bezeichnet, als jemand der dem Konses widerspricht, was die Titel seiner zahlreichen, leider nicht auf deutsch erschienenen Bücher bestätigen, etwa: „Der Untergang von Ordnung und Recht“, „Der Krieg, der nie geführt wurde. Die Kapitulation des Establishments vor den Drogen“, „Die verratene Revolution. Wie der Egalitarismus das Bildungssystem zerstört“ oder „Der Zorn gegen Gott. Warum Glaube das Fundament der Zivilisation ist“.
Unermüdlich beharrt der 72jährige darauf, das beste politische System sei prinzipiell jenes, in dem die Regierung mit einer starken, kritischen Opposition konfrontiert ist. Während man von keiner politischen Partei glauben solle, daß sie im Besitz der Wahrheit sei. Kein Wunder, daß Hitchens, was die Welt angeht, tief pessimistisch ist. Mit düsterer Vorahnung erfülle ihn besonders, daß die einflußreichen und mächtigen Menschen mehr und mehr mit einer Stimme sprächen, was vor allem während der Covid-Krise zu beobachten gewesen sei.
Die Worte des heiligen Paulus, die Hitchens bei der Trauerfeier für seinen 2011 verstorbenen Bruder Christopher, ebenfalls ein prominenter Autor und Kritiker, zitierte, fassen seine Sicht zusammen: „Alles was wahrhaftig ist, was ehrbar, gerecht, rein, liebenswert und was von gutem Rufe ist, sei es eine Tugend, sei es ein Lob – danach trachtet!“