Der Westen reagiert auf Chinas Aufstieg mit Druck und moralischer Abgrenzung. Er will im globalen Wettbewerb die Position halten, die er im Monopol errungen hat“. Das ist angesichts der geopolitischen Verschiebungen keine allzu originelle Erkenntnis, die der Chefredakteur Carsten Germis in Tumult (4/2023) vorträgt, deren eigentliche Brisanz aber im Hinweis auf die hilflose deutsche Rolle in diesem „Kampf der Kontinente“ steckt. Denn in Berlin agiere mit Annalena Baerbock (Grüne) eine Außenministerin, deren analytische Fähigkeiten sich in dem ihr eigenen manichäischen Weltbild erschöpfen. Das Reich der Mitte figuriere darin als „Reich des Bösen“. Wenn Baerbock und die EU allein dieser auf Konfrontation angelegten, einem ruinösen One-World-Denken verhafteten China-Strategie folgen, werde Europa mit großen Schritten der De-Industrialisierung zustreben. Wie dagegen eine Kunst des Kräfteausgleichs gegen eine Supermacht aussehen sollte, deren Führer Carl Schmitt und sein völkerrechtliches Modell vom „Großraum mit Interventionsverbot für raumfremde Mächte“ studiert und gegen die USA in eine „Monroe-Doktrin für Ostasien“ umgemünzt haben, das führen Japan, Südkorea und Indien vor, die nationale Interessen vertreten, um auf Dauer weder Vasallenstaaten der USA noch Chinas zu bleiben.