© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/23 / 15. Dezember 2023

CD-Kritik: Zach Byran
Entschleunigung
Peter Delarge

Back to the roots! Mit seinem neuen namensbetitelten Album kehrt Zach Bryan zurück zu den Wurzeln von Country, Folk und Americana. Die Mischung ist als Ansage an das Country-Establishment in Nashville zu werten, ein Auflehnen gegen den starken Einfluß der Popmusik auf das Genre. Und es ist eine mit Wirkung: Das Album kletterte auf Platz eins der US-Charts. Zu Recht, denn Bryans warm-melancholische Stimme teleportiert den Hörer in amerikanische Einöden, ans Lagerfeuer, eingehüllt in Zigarettenrauch und beschwipst vom Whiskey. Doch sein leicht rauchiger Klang funktioniert nicht nur solo mit Akustikgitarre, sondern auch mit den Gästen des Albums – keine Geringeren als die Szenegrößen Kacey Musgraves oder The Lumineers.

Entschleunigung ist das Stichwort, treibende Passagen sind Mangelware. Doch das wäre angesichts der vermittelten Verletzlichkeit Bryans auch unpassend: „Seltsame Worte kommen aus dem Mund eines erwachsenen Mannes, wenn sein Verstand zerbrochen ist“, heißt es etwa im Musgraves-Duett „I Remember Everything“. 

Zusätzlich sind andere Instrumente wie die Trompeten im Opener „Overtime“ immer wieder schön in Szene gesetzt, ergänzen wohlüberlegt das Grundgerüst aus Gitarre und Piano. Elektronische Elemente gibt es nicht, Bryan bevorzugt die handgemachte Variante. Er bildet mit seinem Erfolg und seiner ehrlichen Musik nicht nur den Gegenpol zum Pop-Country, sondern könnte auch den Grundstein für eine neue Generation legen. Denn: Einflüsse wie die von Bryan kann das Genre gut gebrauchen.

Zach Bryan Warner Records 2023

 https://press.warnerrecords.com/zachbryan