Noch ist die EU zum Segen der deutschen Exportindustrie eine Freihandelsmacht. Doch ihr schwimmen nach dem faktischen Ausfall der Welthandelsorganisation und dank vereinten amerikanisch-chinesisch-russischer Sabotage die Felle davon. Die USA werden immer protektionistischer. Mit China will die EU ihre wachsende Abhängigkeit vermindern. Bei Rußland blockieren die Sanktionen. Neue bilaterale Abkommen werden mühsamer. Es klappte noch mit Japan, Vietnam, Südkorea, Singapur, Neuseeland und mit Kanada. Die Verhandlungen mit Australien scheiterten schließlich am Klein-Klein des regionalen EU-Markenschutzes.
Nunmehr steht nach 20 Jahren Verhandlungen der EU-Mercosur-Vertrag auf der Kippe, der mit Argentinien, Brasilien, Uruguay und Paraguay sowie nun auch Bolivien die mit 720 Millionen Verbrauchern die größte Freihandelszone der Welt schaffen könnte. Im wesentlichen geht es um den zollfreien Austausch von EU-Industriegütern gegen lateinamerikanische Nahrungsmittel. Greenpeace & Co. sowie die französische Agrarlobby nutzen für ihre Ablehungskampagne den Vorwand des Amazonas-Schutzes. Emmanuel Macron hat Angst vor bretonischen Rinderzüchtern. Den Lateinamerikanern geht das Regenwald-Predigen als „grüner Kolonialismus“ auf die Nerven. Das Treffen von Kanzler Olaf Scholz und dem brasilianischen Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva in Berlin brachte nichts. Nicht nur von der neuen Mercosur-Präsidentschaft Paraguay kam nun die Botschaft: Wir können auch mit den Chinesen, denen der Schutz irgendwelcher Regenwälder nun wirklich völlig gleichgültig ist.
So würde die EU mit ihrem grünen Dauermoralismus und ihren CO₂-Verbotsschikanen auf dem eigenen Kontinent ihre Selbstzerstörung durch den Verlust aussichtsreicher Exportmärkte weiter vorantreiben. Eine Option ist noch, den Handelsteil des Mercosur-Abkommens vom ökopolitischen „Gedöns“ abzutrennen und es dann per qualifizierter Mehrheit gegen die französisch-österreichischen Nein-Stimmen als reines Handelsabkommen zum Segen aller zu beschließen. Falls es nicht klappt, würden die Latinos nach dem aktuellen Abschluß ihres Freihandelsabkommen mit Singapur nun mit Peking verhandeln. Am Amazonas würde dies keinen einzigen Baum und Strauch retten.