© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/23 / 15. Dezember 2023

Zwischen Reichstag und Kanzleramt
Waschen, fönen, zahlen lassen
Paul Rosen

Wenn es schon mit der Politik hapert, muß wenigstens das Äußere stimmen. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) verwechselt vielleicht mal Winkelgrade, aber selbst Kritiker sagen ihr nicht nach, sie trete ohne jedes Styling auf. Das jedoch kommt die Steuerzahler teuer zu stehen: Aus dem Etat des Auswärtigen Amtes wurden in diesem Jahr bis Mitte Oktober bereits 98.770 Euro für Visagisten ausgegeben. Insgesamt wurden die Mitglieder der Bundesregierung bis Mitte Oktober für 189.912 Euro hübsch geschminkt.

Das ist noch nicht alles. Nicht mehr zur Bundesregierung gehört Angela Merkel. Die frühere Kanzlerin verursachte in diesem Jahr bis Mitte Oktober jedoch Visagisten- und Friseurkosten in Höhe von 29.416 Euro. Auch da geht die Rechnung an den Steuerzahler. Bei Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) fielen 2022 Visagistenkosten in Höhe von 13.270 Euro an. 2023 sollen es bis zum Herbst 11.970 Euro gewesen sein, geht aus der Antwort auf eine Anfrage des Abgeordneten Stephan Brandner (AfD) hervor.  

Früher war die Bezahlung von Friseuren oder Visagisten aus der Staatskasse nicht üblich. Zu Bonner Zeiten ließen sich Politiker im Friseursalon von Udo Münch am Abgeordnetenhochhaus „Langer Eugen“ die Haare machen. Und auch zu Zeiten eines Bundestagspräsidenten Norbert Lammert (CDU) fielen solche Kosten nicht an. „Für die Jahre 2017 bis 2020 sind keine Ausgaben angefallen“, bestätigt die Bundestagsverwaltung auf Anfrage der JUNGEN FREIHEIT. Ob gegebenenfalls früher Mitglieder des Bundestagspräsidiums Mittel für diese Zwecke in Anspruch genommen haben, könne nicht mehr ermittelt werden. Bei den von Bas verursachten Ausgaben „handelt es sich um Aufwendungen, die zur angemessenen Repräsentation des Deutschen Bundestages durch die Bundestagspräsidentin dienen“, erläutert die Pressestelle. Belastet wird damit der Haushaltsposten mit dem schönen Titel „Außergewöhnlicher Aufwand aus dienstlicher Veranlassung in besonderen Fällen“. Dieser auch als „Repräsentationsfonds“ bezeichnete Etatposten beträgt für Präsidentin Bas 130.000 Euro pro Jahr. Der Betrag steht auch wieder in dem – allerdings wegen des Urteils des Verfassungsgerichts noch nicht beschlossenen – Haushaltsentwurf für 2024. Die fünf Vizepräsidenten des Bundestages müssen sich zusammen einen Repräsentationsfonds in Höhe von über 30.000 Euro teilen. Das dürfte für kostspielige Visagisten nicht reichen. Mehr Geld kann die Wehrbeauftragte des Bundestages, Eva Högl (SPD) über ihren Repräsentationsfonds ausgeben – immerhin 43.000 Euro.

Nicht in den Beträgen enthalten sind die Kosten für Fotografen, die Kanzler und Minister ablichten. Wurden Politiker früher einfach fotografiert, so ist heute mit neuen Techniken die Schaffung von Fotokunstwerken möglich, die den Politiker oder die Politikerin wie einen Filmstar aussehen lassen. Entsprechend erhöhten sich die Kosten für Fotografen seit Beginn der Ampel-Koalition von rund 800.000 Euro auf über 1,2 Millionen Euro im Jahr.