© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 51/23 / 15. Dezember 2023

Zitate

„Unsere Zivilisation ist im Abschwung, weil wir moralüberfressen sind und kein Ziel mehr haben, für das es sich zu kämpfen lohnt. Im Gegenteil, wir sind schon zufrieden damit, wenn wir das erhalten, was wir haben oder davon nicht zu viel abgeben müssen. Selbst der Imperialismus, unsere europäische Erfindung, ist lahm geworden. In den Zentren der imperialistischen Monopole hat sich die woke Endzeitreligion eingenistet, die irrigerweise daran glaubt, daß kulturelle Selbstaufgabe und lustvolle Selbstgeißelung dauerhaft wirksame Produktivkräfte sein können.“

Bernhard Heinzlmaier, Chef der Marktforschungsagentur T-Factory, auf dem Nachrichtenportal „Exxpress.at“ am 6. Dezember





„Richtig gefährlich ist (...) die Forderung, die AfD solle durch gezielte Benachteiligung, Geschäftsordnungstricks, Entzug der Parteienfinanzierung und am besten durch ein Verbot bekämpft werden. Mit anderen Worten: Das Volk ist dumm. Wenn es nicht richtig wählen will, ändern wir halt die Regeln, bis uns das Ergebnis paßt. Das ist hoch gefährlich und rüttelt an den Grundfesten der Verfassung.“

Boris Palmer, Oberbürgermeister von Tübingen, auf Facebook am 6. Dezember 





„Die Ikone der jüngeren feministischen Bewegung, Judith Butler, feierte einst die Hamas als Freiheitsbewegung, inzwischen verurteilt sie die Taten vom 7. Oktober, verweist aber auf den ‘Kontext’ und weigert sich, von Terrorismus zu reden. Wenn man die Hamas als ‘bewaffneten Widerstand’ sieht, dann ist es offenbar schwierig, die Vergewaltigungen israelischer Frauen, Männer und Kinder überhaupt anzuerkennen. Dann ist es womöglich einfacher, wegzuschauen und zu sagen: Das haben die sich doch ausgedacht. Oder man rechnet auf und sagt: In Gaza sterben doch viel mehr Menschen. Wie kaltherzig. Wie menschenfeindlich. So ein Feminismus kann einpacken.“

Sabine Rennefanz, Schriftstellerin und Kolumnistin, im „Spiegel“ am 7. Dezember





„Allerdings kann ich mit vielen neuen Büchern nichts mehr anfangen, manchmal wird mir schon übel, wenn ich nur die Titel lese. Die ganze Subjektivitätswelle, die ganzen identitätspolitischen Diskussionen. Das ist sicher interessant für die Betroffenen, und es betrifft, wie man am Erfolg der Bücher sieht, eine ganze Generation. Doch vieles davon ist für mich keine Literatur. Die Art und Weise, wie manche Interessen durchgesetzt werden, finde ich unerträglich – erst in der nächsten Generation werden wir ermessen können, welchen Niveauverlust die sogenannten sozialen Medien uns gebracht haben.“

Michael Krüger, früherer Leiter des Carl Hanser Verlags, im „Tagesspiegel“ am 7. Dezember





„Fahrgäste können die Meldung, daß der Bahnvorstand für seine Leistung im Jahr 2022 Boni in Höhe von mehr als 4,5 Millionen Euro bekommt, nur als Hohn empfinden. Allein Bahn-Chef Richard Lutz erhält eine Nachzahlung von fast 1,3 Millionen Euro. Und das trotz einer verheerenden Verspätungsbilanz von nur 65,2 Prozent pünktlichen Zügen im Fernverkehr, einem komplett maroden Schienennetz, einer unterirdischen Kundenzufriedenheit und Hunderten Millionen Euro Verlust. Den Vorständen kann man vieles vorwerfen, aber (...) daran ist allein der Eigentümer schuld – also die Bundesregierung, allen voran Verkehrsminister Volker Wissing (FDP).“

Philipp Vetter, Wirtschaftskorrespondent, in der „Welt“ am 12. Dezember