Was unterscheidet den „ungesunden Menschenverstand“ vom gesunden? Würde man den Betreiber des Publizistik-Projekts U.M., den Blogger Joey Hoffmann, fragen wie er den Geisteszustand, nach dem er seine Plattform benannt hat, definieren würde, müßte seine ehrliche Antwort und die aller eigentlich lauten: Gesund ist der Verstand eines Menschen dann, wenn er es wagt, sich zu aktuellen Ereignissen eigene Gedanken zu machen, die über das hinausgehen, was ihm die allabendliche „Tagesschau“ zu denken vorgibt. Ungesund ist, alles nachzuplappern.
Doch wer sich durch das alternative Medienangebot des Autors klickt, darf sich sicher sein, daß er dort nicht einen Gedanken zu lesen bekommt, den er so oder ähnlich formuliert nicht auch auf unzähligen Mainstream-Nachrichtenportalen zu lesen bekommen könnte. Dem Eifer, mit dem er seine Artikel verfaßt, tut das keinen Abbruch. Wenn er auf seinen Seiten einen „typischer AfD-Wähler-Kommentar zerlegt“ oder „Die Gaza-Fakes: Für Dummies erklärt“, genügt dem Journalisten ganz offenkundig allein die eigene Selbstüberhöhung als Triebfeder für die Arbeit.
Obgleich der Vielschreiber auf seinen verschiedenen Kanälen von Steady über Facebook bis zu seinem eigenen Newsletter in die Tasten haut, als befürchte er, man nehme ihm morgen den Laptop, dürfte der Name Joey Hoffmann heute nur noch den wenigsten etwas sagen. Dabei ist es noch gar nicht so lange her, daß der Autor seine sprichwörtlichen 15 Minuten Ruhm einheimsen durfte. Im August des Jahres 2020 ging Hoffmann mit einem Facebook-Beitrag viral, in dem er sich ausführlich über „Querdenker“ ausließ.
Über fast 4.000 Zeichen machte er sich zur höhnischen Stimme der Gewöhnlichkeit, indem er alles schrieb, was man damals eben so geschrieben hat. Von „Rentnerinnen, die im Rausch der Euphorie den Tag der Freiheit ausrufen“ und von langhaarigen Metal-Fans mit Reichsflaggen war da die Rede – und vom „kollektiven kognitiven Vollversagen“. Begonnen hatte der Blogger seinen Eintrag damals mit den Worten: „In Berlin haben die Leute nicht gegen Corona-Regulierungen demonstriert. In Berlin haben Menschen für ihr Recht demonstriert, von der Komplexität der Welt überfordert zu sein.“