In Anbetracht der Tatsache, daß für manche Twix immer noch Raider heißt, kann die Gewöhnung an den Namenswechsel von Twitter zu X noch Jahrzehnte dauern. Zeit, die der Fima des Multimilliardärs Elon Musk womöglich nicht mehr bleibt. Nachdem sich mehrere Großkonzerne zu einem Werbeboykott verabredet haben, steht die Finanzierung von X in Frage. 90 Prozent der Einnahmen stammten 2022 laut der BBC von Werbepartnern – etwa vier Milliarden Dollar.
Jetzt, wo Apple, Disney, Walmart und Sony keine Werbung mehr auf dem Netzwerk schalten, könnten die Gewinne mit 1,9 Milliarden Dollar auf weniger als die Hälfte schrumpfen. Entmutigende Aussichten für den derzeit reichsten Mann der Welt. Grund für den Boykott war ein mißverständlicher X-Kommentar des „Paypal“-Gründers zum Schutz jüdischer Gemeinden während des Krieges im Gazastreifen. „Sie haben die Wahrheit gesagt“, schrieb Musk unter den Beitrag eines anderen Nutzers, der Juden im Westen eine Mitschuld am Anstieg antisemitischer Gewalt unterstellte.
„Wenn jemand mich mit Werbeeinnahmen erpressen will, dann sage ich: „Go fuck yourself!“
Seitdem haben namhafte Firmen wie die beiden Filmstudios Paramount und Universal ihre Werbung auf X eingestellt. „Wir zeigen keine Toleranz für Haßrede und Diskriminierung“, teilte etwa Technologieriese IBM nach dem Werbestopp mit. Bei einer Podiumsdiskussion vergangene Woche mit der New York Times fand Musk drastische Worte für den Boykott: „Wenn euch das nicht paßt, dann hört doch einfach auf und werbt nicht mehr auf X. Wenn jemand mich mit Werbeeinnahmen erpressen will, dann sage ich: Go fuck yourself!“ Er sei guten Willens, werde aber kein Tänzchen für seine Werbepartner aufführen.
Außerdem deutete der Tesla-Tycoon an, X im Falle von Finanzschwierigkeiten nicht mit weiterem Geld zu retten. „Wenn die Firma einem Werbeboykott zum Opfer fällt, dann ist das eben so. Aber dann weiß jeder, woran es gelegen hat – nämlich an einem Werbeboykott dieser Firmen.“ Die Menschen würden ihr Urteil über Disney und Co. fällen, wenn es soweit sei.
Theoretisch könnte Musk die Firma, die er eigentlich zu einer „App für alles“ ausbauen möchte, im Alleingang finanzieren. Doch ist ihm die Meinungsfreiheit am Ende wirklich sein Privatvermögen in Höhe von 244 Milliarden Dollar wert?