© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/23 / 08. Dezember 2023

Filmkritik American Gothic
Psychopathisches Ehepaar
Werner Olles

Die traumatisierte Cynthia (Sarah Torgov), deren Baby durch ihre Schuld in der Badewanne ertrank, will mit ihrem Mann Jeff (Mark Erickson) und zwei befreundeten Paaren, Rob, Lynn, Paul und Terry, in den Urlaub fahren, um Abstand zu dem schrecklichen Geschehen zu gewinnen. In Seattle chartern sie ein Flugzeug, müssen jedoch wegen eines Triebwerk-Defekts auf einer abgelegenen Insel notlanden.

Nachdem sie ihr Lager aufgeschlagen haben, machen sie sich auf die Suche nach Hilfe und stoßen im Wald auf ein einsames Häuschen. Dessen Besitzer sind ein älteres Ehepaar, das sich gegenseitig nur mit Ma (Yvonne de Carlo) und Pa (Rod Steiger) anredet und fernab von modernen Errungenschaften lebt. Die beiden haben eine Tochter namens Fanny (Janet Wright), die behauptet, erst zwölf Jahre alt zu sein, aber wie eine Frau mittleren Alters aussieht. Ma und Pa führen in ihrem Haus strenge Regeln, so müssen die jungen Leute nach Geschlechtern getrennt schlafen, um vorehelichen Geschlechtsverkehr zu vermeiden. 

Rob geht am nächsten Morgen spazieren und lernt dabei Fannys Brüder Woody (Michael J. Pollard) und Teddy (William Hootkins) kennen. Nach einem Streit während einer harmlosen Spielerei stößt Woody Rob eine felsige Klippe hinunter in den Tod. Als Lynn und Cynthia von Robs Tod erfahren, erkennen sie, daß es sich bei ihrer seltsamen Gastfamilie um einen Haufen durchgeknallter Freaks handelt …

John Houghs „American Gothic“ (1988) ist ein rabenschwarz-bissiger Abgesang auf die legendären Hammer-Horrorfilme, die der Regisseur nach eigenen Angaben seit seiner Jugend verehrte. Das hanebüchene Drehbuch von Burt Wetanson und Michael Vines läßt dann auch in dieser Hinsicht keine Wünsche offen, allerdings scheinen die abschreckenden Slasher-Szenen gleichermaßen satirisch gebrochen. Die Geschichte selbst hätte durchaus interessanten Stoff geboten durch die Konfrontation des psychopathischen Ehepaares mit einer Gruppe moderner junger Leute, die Schutz suchen auf der einsamen Insel. Stattdessen beginnt dort ein Alptraum, der jedoch zugleich auf das US-amerikanische Wertesystem abzielt. Letztlich entscheidet sich der Film für eher billigen Trash und vergibt sich damit die Chance, ernst genommen zu werden.

Das Bonusmaterial bietet unter anderem den Originaltrailer.

DVD: American Gothic. Remastered Edition, ungekürzte Fassung. Pidax 2023, Laufzeit etwa 85 Minuten