© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/23 / 08. Dezember 2023

Zeitschriftenkritik: Philosophie Magazin
Über die AfD, Migration und Rosa & Sahra
Werner Olles

Der Historiker und Schriftsteller Per Leo („Mit Rechten reden“, 2007) versucht in der aktuellen Ausgabe (Nr. 1/2024, Dezember/Januar) des zweimonatlich erscheinenden Philosophie Magazins  eine Analyse des „erstarkenden Rechtspopulismus“. Leo appelliert zunächst an „die besonnenen Vertreter von Aufklärung, Wissenschaft und Vernunft“, sich durch die eigene Gefühlslage „nicht den Weg zu einem konstruktiven Umgang mit dem Rechtspopulismus zu verbauen“. Er konzediert, daß populäre Affekte auf einem früher einmal als „gesundes Volksempfinden“ bezeichneten „Thymos“ beruhten, zudem tendiere die Identifikation mit der Vernunft leider zu einer Rechtfertigung der bestehenden Verhältnisse. Dieses Faktum beschere der AfD einen Aufschwung, genau wie die Scheu des politisch-medialen Establishments, heikle Themen und ungelöste Probleme zu thematisieren und anzupacken. Er plädiert daher für „kluges Handeln und angemessenes Reagieren“, anstatt die AfD durch Dämonisierung und Ausgrenzung zu bekämpfen, denn damit befeuere man nur „das Narrativ des Bürgerkriegs“. Andererseits trage man mit der Entdramatisierung und Toleranz gegenüber ihren Positionen zur Normalisierung der Partei bei. So erscheint dem schriftstellernden Philosophen allen Ernstes die AfD als „vielköpfige Schlange Hydra“, der mit jedem abgeschlagenen Kopf zwei neue nachwachsen. Seine Empfehlung an die politisch-korrekte Leserschaft lautet daher wenig überraschend: „Besser als die eigenen Kräfte zu vergeuden, wäre das Nichtstun. Oder genauer: die Konzentration auf die eigenen positiven Ziele.“ Eine Erkenntnis, die von einer seltsamen Hilflosigkeit und Einfallslosigkeit zeugt.

Die Philosophin Eva von Redecker betont in ihrem Beitrag „Das Leiden der Anderen“ einmal mehr die berüchtigte Leipziger „Autoritarismus-Studie“ aus dem Jahr 2022. In Anbetracht der Migrationsabwehr immer größerer Teile der Bevölkerung muß sie zwar widerwillig zur Kenntnis nehmen, daß 64 Prozent der Deutschen sich gegen die illegale Migration aussprechen. Doch traut sie dem „selbsternannten Realismus“ nicht, da dieser auf einem bereits von Nietzsche beschriebenen „Anrecht auf Grausamkeit“ fuße. Derlei Spitzfindigkeiten übersehen jedoch fahrlässig hoffnungslos überlastete Kommunen, die immensen Ausgaben für Unterbringung und Rundumversorgung der „Flüchtlinge“, die ökonomische Ausbeutung und Überlastung unserer Sozialsysteme und Volkswirtschaft sowie eine außer Kontrolle geratene Gewaltkriminalität.

Weitere Beiträge befassen sich unter anderem mit dem „Krieg in Nahost“, dem „Neuen Geist des Kapitalismus“, dem „Bündnis Sahra Wagenknecht“ und Rosa Luxemburg.

Kontakt: Philomagazin Verlag Brunnenstraßte 143, 10115 Berlin. Das Einzelheft kostet 8,90 Euro, ein Jahresabo für sechs Ausgaben 50 Euro.

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