© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 50/23 / 08. Dezember 2023

Milliardenschwere Spender unterstützen die Kandidatin Nikki Haley
Wie Trump, nur freundlicher
Thomas Kirchner

Tochter indischer und jamaikanischer Einwanderer – die US-Demokraten sind stolz auf die Diversität, mit der Vizepräsidentin Kamala Harris neben dem alten weißen Mann punktet. Doch auf der nach oben offenen Vielfältigkeitspunkteskala liegt die republikanische Bewerberin Nikki Haley fast gleichauf. Aus einer Sikh-Familie stammend hat die in Bamberg (South Carolina) geborene Professorentochter immer mehr prominente Großspender. Americans for Prosperity (AFP), eine NGO des libertären Republikaners und Industrie-Multimilliardärs Charles Koch, finanziert die 51jährige Methodistin. Spenden von Privatpersonen sind auf 3.300 Dollar pro Kandidat und Wahl beschränkt, doch durch die NGO-Gründung läßt sich dies legal umgehen.

Ein Schlupfloch, von dem beide Parteien reichlich Gebrauch machen, denn ohne die Millionen von Großspendern sind Präsidentschaftswahlkämpfe, die inzwischen eine Milliarde Dollar pro Seite kosten, nicht zu bezahlen. Kleinspenden unterhalb der Grenze summieren sich auf weniger als die Hälfte der Kosten. Vereinzelte Versuche, das Schlupfloch zu schließen, scheiterten an parteiübergreifender Einstimmigkeit. Bis Ende September lagen Donald Trump und Joe Biden mit 60 bzw. 57 Millionen Dollar an Spenden fast gleichauf, gefolgt von Ron DeSantis und Vivek Ramaswamy mit 31 und 26 Millionen. Nikki Haley folgte mit 19 Millionen auf Platz fünf. Republikanische Kandidaten konnten mit insgesamt 175 Millionen mehr Enthusiasmus in Spenden verwandeln als Biden und Robert Kennedy mit zusammen 75 Millionen – ein schlechtes Omen für die demokratischen Wahlchancen. Mit AFP-Unterstützung dürfte Haley bald auf Platz drei vorrücken.

Auch andere Prominente republikanische Spender zeigen offen ihre Unterstützung für Haley, etwa Miriam Adelson, Witwe des verstorbenen Kasino-Milliardärs und Trump-Finanziers Sheldon Adelson oder Hedgefondsmanager Paul Singer. Auch Kenneth Griffin (Citadel), Jamie Dimon (JPMorgan Chase) und Ex-Soros-Manager Stanley Druckenmiller sollen mit ihr gesprochen haben. Ausschlaggebend dürfte Haleys Benennung des Unaussprechlichen sein: Die unter Biden maßlos ausufernden Defizite und der hohe Staatsschuldenstand lassen sich nur durch Einschnitte im US-Wohlfahrtsstaat eindämmen.

Das ist zwar eine Binsenweisheit, doch kein Politiker wagt es laut zu sagen. Schon gar nicht im Wahlkampf. Haley hat erkannt, daß die Inflation den Wählern dämmern läßt, daß ein „Weiter so“ in der US-Ausgabenpolitik nicht mehr möglich ist. Und im Gegensatz zu DeSantis ist sie kein Anti-Trumper, sondern gibt sich als Trump, nur mit höflicherem Auftreten. Nicht nur bei Milliardären, sondern auch an der Wählerbasis dürfte sie damit punkten können. Ihre größte Angst sind weitere vier Jahre Bidenomics.

Nikki Haley hat schon zweimal Wahlen gewonnen: 2010 und 2014 wurde sie zur Gouverneurin von South Carolina gewählt. Von dem Posten trat sie 2017 nach ihrer Ernennung zur UN-Botschafterin durch Trump zurück. Sie war als Vizepräsidentin im Gespräch, lehnte aber ab. Auch wenn es wohl nicht für die Präsidentschaftskandidatur 2024 der Republikaner reicht: Hält sie ihre Attacken gegen Trump in Grenzen, wäre eine Vizepräsidentschaft möglich. Denkbar, daß dies das Kalkül der Spender ist: Haley könnte Trumps gelegentliche Ausfälle ausbügeln. Ein Team Trump-Haley hätte beste Chancen, die Wahl zu gewinnen.