Die von den Grünen vorangetriebene und von den meisten anderen Parteien unterstützte Transformation ist längst nicht auf den Umbau der Wirtschaft beschränkt. Sie erfaßt alle Lebensbereiche – auch das Essen. Genußvoll speisen mit einem über den Tellerrand ragenden Schweineschnitzel, dazu mit Speck gebratene Bratkartoffeln und vielleicht etwas Salat: Das war gestern.
Heute gilt es, anderes zu bedenken: Mit dem Mittagessen „bringen wir nur das auf den Teller, was uns Menschen und dem Planeten gleichermaßen guttut“, heißt es etwa in einer Mitteilung des Betreibers der Bundestagskantine, des Berliner Dussmann-Konzerns. Der hatte seinen Vertrag zum Jahresende 2022 gekündigt und machte seitdem nur noch weiter, bis die Ausschreibung zur Suche eines neuen Pächters beendet war. Jetzt steht das Ergebnis fest: Sieger der Ausschreibung ist: Dussmann. Offenbar wollte sich das Unternehmen den lukrativen Auftrag nicht entgehen lassen, auch wenn sich der Personalrat des Parlaments regelmäßig gegen Preiserhöhungen in der Kantine querzustellen pflegte.
Immerhin geht es beim Kochen für 736 Abgeordnete, rund 3.000 Beschäftigte in der Verwaltung und etwa ebenso viele Mitarbeiter in Fraktionen und bei Abgeordneten um viel Geld: Der Jahresumsatz der Parlamentsgastronomie wird auf knapp vier Millionen Euro beziffert; die Überlassung der Küchen erfolgt miet- und betriebskostenfrei. Während laut einem Rundschreiben der Verwaltung „die Preise in der Kantine und der Cafeteria weitestgehend beibehalten werden“, wird sich das Angebot ändern: Neben dem „Stammessen“ (Fisch/Fleisch/Geflügel und zwei Beilagen) sollen in der Kantine täglich ein vegetarisches Gericht und zusätzlich möglichst ein veganes Gericht oder eine „vegane Grundkomponente“ angeboten werden. Der Bio-Anteil soll über 40 Prozent betragen und künftig noch weiter steigen. Wo immer es geht, sollen regionale Produkte von lokal ansässigen Bio-Betrieben mit kurzen, umweltschonenden Lieferwegen eingesetzt werden. Wenn es Fisch gibt, dann nur aus nachhaltigem Fang. Fleisch hat mager zu sein. Dussmann ergänzt, was auf seine Kunden zukommt: „Tierische Produkte wie Fleisch oder Butter verwenden wir etwas sparsamer, weil sie unsere Umwelt besonders stark belasten.“
Dafür wird aber das Klimabewußtsein gestärkt: Denn es wird nicht nur der Preis eines Gerichts angezeigt, sondern auch sein CO2-Fußabdruck. Die Firma beteiligt sich zudem an Kampagnen gegen Lebensmittelverschwendung und Verpackungsmüll (etwa im Verein „United Against Waste“ oder bei der Initiative „Zu gut für die Tonne“). Wenn Menüs übrigbleiben, kann man sie über eine App zu einem günstigeren Preis bestellen und abholen. Das heißt auf neudeutsch „Too-Good-To-Go“. Daß bei soviel ökologischem Druck die frühere Lieblingsspeise „Currywurst mit Pommes Frites“ auf der Strecke bleibt, ist fast unausweichlich. Dafür gibt es bald fleischfreies „Portobello-Schnitzel mit Kartoffel-Gurken-Salat“.