© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/23 / 01. Dezember 2023

Der Flaneur
Freiheit, die ich meine ...
Elke Lau

Wer hat die Hoheit über Rad- und Gehwege in der Hansestadt Greifswald übernommen? Natürlich die Stärksten. Studenten auf Fahrrädern oder Elektrorollern und rasende Senioren mit E-Bikes fühlen sich den Fußgängern haushoch überlegen, erst recht wenn sie Verkehrsregeln mißachten und gegen die Fahrtrichtung düsen. Das sorgt für großen Unmut bei Passanten, die den Verkehrsrowdys hinterherschimpfen, zumal sie zudem auf eine Vielzahl zerschlagener Glasflaschen auf den Bürgersteigen achtgeben müssen.

Am Ryck, dessen Uferwege von Wieck bis zum Museumshafen von Spaziergängern gern genutzt werden, herrscht dagegen friedliches Miteinander. Wozu der paradiesische Anblick schaukelnder Boote auf dem leise plätschernden Fluß beiträgt. Aber diese Idylle ist an der ersten Wohnanlage beendet.

Viele der sogenannten Stegsegler nutzen ihre Yachten hauptsächlich zum Grillen mit Freunden am Wochenende bei lautstarker Discomusik. Das verärgert die Anwohner. Dazu nächtliche, klappernde Takelage, die so manchen um den Schlaf bringt.

Jetzt scheinen die Schikanen ihren Höhepunkt und die ersten Hausbewohner erreicht zu haben.

Auch die Freiluftraucher stehen im Fokus, wenn sie Kippen von der Brüstung schnippen. Und dann sind da noch die Angler. An und für sich tun sie keinem was zuleide, es sei denn, sie wohnen in der Anlage und räuchern ihren Fang auf dem Balkon.

Nicht alle Bootsbesitzer verfügen über sanitäre Anlagen, zuweilen finden sich Wasserkanister mit gelbem Inhalt und anderen „Überbleibseln“ zwischen wuchernden Büschen, was die Hundebesitzer animiert, Plastiktüten mit Hundekot auf die Yachten zu werfen.

Jetzt scheinen die Schikanen ihren Höhepunkt erreicht zu haben und ein Hausbewohner ins Visier eines Seglers geraten zu sein. Sein Fenster wird nämlich nachts von einer Laserpistole erhellt. Damit nicht genug: Vor seiner Wohnungstür hatte man Buttersäure verteilt. Unter dem Geruch leidet nun die ganze Hausgemeinschaft.  

Wir belächeln diesen „kleinkarierten Kinderkram“ und bemühen uns um Neutralität bis … , ja, bis die Mistmade vom Hochparterre die Autos ihrer Besucher auf unserem Parkplatz abstellen läßt. Ob ich der mal …?