© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/23 / 01. Dezember 2023

Meldungen

Pestizid-Verordnung im EU-Parlament gescheitert

STRASSBURG. Die Pestizid-Verordnung der EU (SUR; JF 47/23), die den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis 2023 halbieren sollte, ist im EU-Parlament gescheitert. Zunächst stimmten Sozialdemokraten, Grüne und Linke gegen einen abgeschwächten SUR-Entwurf, danach blockierten Christdemokraten (EVP), Liberale (Renew) und die Rechtsfraktionen EKR und ID gemeinsam die Rücküberweisung an den Umweltausschuß. Die EU-Kommission kann nun einen abgeänderten SUR-Vorschlag neu vorlegen, was allerdings vor den EU-Wahlen im Juni 2024 unrealistisch ist. Der Deutsche Bauernverband (DBV) begrüßte die Entscheidung: „Pauschalverbote und praxisferne Vorgaben, die die Existenz vieler landwirtschaftlicher Betriebe gefährdet hätten, wurden von einer Mehrheit der Abgeordneten klar abgelehnt“, so DBV-Präsident Joachim Rukwied. Zudem müsse die „Ernährungssicherung als oberste Prämisse gelten“. (fis)

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Mehr heimische Erdgas-Produktion durch Fracking?

BERLIN. Bei einer Aufhebung des Fracking-Verbots könnten zusätzlich sechs bis zwölf Prozent des Erdgasverbrauchs aus heimischen Quellen sichergestellt werden. Dafür bräuchte es 400 bis 800 Bohrungen an 30 bis 60 Clusterplätzen. Dies könnte bei zügigen Erlaubnis- und Planfeststellungsverfahren innerhalb von drei bis vier Jahren möglich sein. Das ergab die vom Bundesforschungsministerium geförderte Studie „Fracking: eine Option für Deutschland?“ für die Koordinierungsstelle „Energiesysteme der Zukunft“. Das Risiko, ein Erdbeben durch Fracking zu verursachen, sowie der Verschmutzung des oberflächennahen Grundwassers und der Oberflächengewässer sei gering. Zwischen 30 und 70 Prozent der anfallenden Fracking-Flüssigkeiten könnten recycelt und wiederverwendet werden. In Deutschland gefördertes Schiefergas hätte zudem einen niedrigeren CO₂-Emissionsfaktor als importiertes Flüssigerdgas (LNG), da „bei inländischer Erzeugung und Verteilung keine Energie für die Verflüssigung, die Regasifizierung und den Schiffstransport von LNG erforderlich ist“. Schiefergaslagerstätten befänden sich in Niedersachsen, NRW, auf Rügen und im Oberrheingraben. Die konventionelle heimische Erdgasförderung deckte 2022 nur 5,5 Prozent des Bedarfs in Deutschland. (fis)

 doi.org/10.48669/esys_2023-5





Nabu-Spendenaufruf: Neuer Wald für kleine Spechte

UNNA. Voriges Jahr hat die Stiftung „Nationales Naturerbe“ des Naturschutzbundes (Nabu) bei Unna 30 Hektar Buchen-Mischwald übernommen. Um Weihnachten könnte der Nabu nun 3,1 Hektar Ackerland dazukaufen, auf denen auch Kleinspechte leben, die auf der Roten Liste als „gefährdet“ eingestuft sind. „Damit er hier im östlichen Ruhrgebiet überleben kann, ist der kleine Insektenjäger auf Hilfe angewiesen“, so Nabu-Expertin Rena Zawal, die daher zur Spendenaktion „Neuer Wald für kleine Spechte“ aufruft. „Alte Buchen wollen wir vor Wind und Sonne bewahren, indem wir einen neuen Waldrand mit schützenden Sträuchern schaffen.“ Der Acker solle in eine „insekten- und vogelfutterreiche Wiese umgewandelt werden“. (fis)

 www.nabu.de





Erkenntnis

„Es ist unrealistisch, anzunehmen, daß wir in einigen Jahren in einem grünen Schlaraffenland mit niedrigen Energiepreisen leben werden. Strom wird in Deutschland relativ teuer bleiben. Wir erfinden unser Energiesystem neu, und dafür sind gewaltige Investitionen nötig, in die grüne Stromerzeugung, Wasserstoff, Netze und Speicher. Wenn man das alles berücksichtigt, dann ist es wenig einleuchtend, daß Energie schnell viel billiger werden soll.“

Anja-Isabel Dotzenrath, Managerin für kohlenstoffarme Energien beim Ölkonzern BP