© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/23 / 01. Dezember 2023

Umwelt
Honig mit fremder Herkunft
Volker Kempf

Eines muß man der EU lassen, gepanschter, das heißt mit Zuckersirup gestreckter Honig ist entsprechend ihrer Honigverordnung von 2001 unzulässig. Nur ist der Binnenmarkt riesig, was importiert wird, ist nicht immer unter Kontrolle. So verwundert es nicht, wenn rund die Hälfte der Honigimporte diesem EU-Reinheitsgebot nicht entsprechen. Das soll eine EU-Untersuchung ergeben haben. Dies bedeutet einen Wettbewerbsnachteil für die einheimischen Imker. Das sollte man zumindest meinen. Doch nicht jeder Imker will sich diesen Schuh anziehen. Der heimische Honig bürge für Qualität, er werde mit nicht zu hohen Temperaturen bis maximal 37 Grad Celsius schonend verarbeitet. Mit der Reife kristallisiere dieser Honig. Wer Honig verkostet, wird einen Schwarzwälder Tannenhonig oder einen aus alpinen Blütenwiesen gewonnenen zu schätzen wissen. Der Genuß ist nicht vergleichbar mit gestrecktem Honig aus Übersee.

Der Verbraucher muß sich auskennen, damit er eine bewußte Kaufentscheidung treffen kann.

Ein Fachmann schmeckt den feinen Unterschied auch bei vergleichbaren Sorten heraus. Der einfache Verbraucher schmeckt den Unterschied nicht unbedingt, aber er hat einen Anspruch darauf zu wissen, was er für sein Geld bekommt. Auch das gehört zum guten Geschmack. Bei Importhonig bleibt da vor dem Supermarktregal ein Fragezeichen. Der Kunde ist der König oder sollte es zumindest sein. Er muß informiert sein, damit er eine bewußte Kaufentscheidung treffen kann. Honig ist ein Kulturgut, dem Wein vergleichbar. Ein guter Wein darf auch etwas mehr kosten. Nur will niemand einen billigen Wein im Einkaufswagen haben, der ihm als edler Tropfen angepriesen wurde. Beim Honig ist das kaum anders. Insofern ist es lobenswert, wenn die EU einmal näher hinschaut, was da importiert wird, um an den Vermarktungsnormen nachzubessern. Auf die EU warten muß aber niemand. Denn eines steht jetzt schon fest: Deutscher Honig, da macht man nichts falsch, da weiß man, was man hat.