Was haben Gregor Gysi und Karl-Theodor zu Guttenberg gemeinsam, außer der Tatsache, daß beide (Ex-)Politiker sind? Nichts, möchte man meinen. Falsch! Die beiden präsentieren seit einiger Zeit ihren gemeinsamen Podcast „Gysi gegen Guttenberg“.

Da die Debattenkultur in Deutschland vielfach beklagt wird, man immer weniger miteinander statt übereinander redet, kann das nicht verkehrt sein. Der schlitzohrige Linke Gysi und der „Konservative“ mit dem „von“ – beide sprechen am Mikrofon über Politisches und Persönliches.

Dabei sparen sie nicht mit gegenseitigen Spitzen, bleiben aber immer zivilisiert und finden manchmal sogar über ideologische Grenzen hinweg zu einer gemeinsamen Position. Ihre Themen sind aktuell: „Wieviel Meinung halten wir aus?“ oder „Was ist Heimat?“. Hier wird man sich schnell auf kleinem Nenner einig. Bei „Sind die USA noch unser Freund?“ wird’s schon haariger.

Etwas mehr Schärfe würde den Gesprächen guttun, aber es kommen ja noch die Live-Duelle.

Jeden Mittwoch diskutiert das gegensätzliche Duo 30 bis 45 Minuten. Ein bißchen erinnert das Format an das legendäre TV-Moderatorenduo des ZDF-Politjournals „Frontal“ (1993 bis 2000), Bodo Hauser und Ulrich Kienzle, deren politische Rivalität ebenfalls großen Unterhaltungswert hatte.

Der letzte SED-Vorsitzende und inzwischen ehemalige Bundestags-Fraktionschef der Linken und der über eine Plagiatsaffäre gestolperte Ex-Verteidigungsminister – Auftritt und Rhetorik beherrschen sie beide professionell. Im Duell kommt der Adelige überraschend hemdsärmelig daher: „Unter Journalisten gibt es veritable Arschgeigen.“

Die Debatten über China, Medien und Meinungsmache oder das Fremdeln zwischen Ost und West bleiben eher im seichten Gewässer. Als Hörer würde man sich mehr „Eingemachtes“ wünschen. Das Publikum kann aber eigene Themenvorschläge einreichen: Da würden sich schärfere Geschosse wie Asyl/Abschiebung, AfD, etc. anbieten.

Jetzt bringen die beiden das Gespräch auch noch live auf die Bühne: Sie haben sich gegenseitig in ihre Heimat eingeladen. Der Graf muß ins rote Berlin und der kleine Agitator in die fränkische Provinz: Im Dezember streiten sie in der Stadthalle von Kulmbach und im Hauptstadt-Babylon.