© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/23 / 01. Dezember 2023

Nutztierhalter verlieren Zukunftsperspektive und Lebensmut
Jesus wäre heute Veganer
(ob)

Nach einer Erhebung aus dem Jahr 2017 nahmen sich in Frankreich jährlich 650 Landwirte das Leben. 80 Prozent davon waren Männer, mehrheitlich Milchbauern und Rinderzüchter. Damit liegt die Selbstmordrate in dieser Berufsgruppe um 50 Prozent über dem Durchschnitt. Ein düsterer Trend, der in Deutschland zwar nicht mit Zahlen unterlegt ist, der sich aber für Jens Menkhaus, den Landwirtschaftsreferenten der evangelischen Nordkirche, auch hierzulande empirisch bestätigen ließe. Gerade heimische Familienbetriebe, „die wir als Gesellschaft so sehr wünschen“, werden, nach langem Leidensweg, der über Burnout und Depressionen häufig zum Suizid führe, immer öfter zum Aufgeben gezwungen. Als Ursachen hierfür weist Menkhaus einerseits auf globalisierte Agrarmärkte hin, deren Wettbewerbsdruck deutsche Klein- und Mittelbetriebe erliegen. Das 2019 politisch initiierte Gegensteuern mit dem Ziel einer ökologisch-tiergerechten, aber teuren Nutztierhaltung ist ausgerechnet unter rot-grüner Ägide im August 2023 beendet worden, weil im Bundesetat Subventionsmittel dafür fehlten. Andererseits seien Familienbetriebe, die für Sarah Schulte-Döinghaus, die Bundesvorsitzende der Katholischen Landjugendbewegung, noch Garanten der Vitalität ländlicher Räume sind, Opfer eines zwischen Fleischessern und Veganern ausgetragenen Kulturkrieges. Die öffentliche Meinung gegen sie prägende, auch vom Personal der einstigen Volkskirchen propagierte Sprüche wie „Jesus wäre heute Veganer, um das Klima zu schonen und Tieren Leid zu ersparen“ ließen Nutztierhalter an ihren Zukunftsperspektiven verzweifeln (zeitzeichen, 10/2023). 


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