© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. KG www.jungefreiheit.de 49/23 / 01. Dezember 2023

Kurztrip der Woche
Viel für wenig
Christian Vollradt

Für ein paar Stunden mit dem Flieger von Berlin nach Barcelona, morgens hin, mittags zurück? Hört sich an wie dekadentes „Jet-Set“-Leben, ist aber grüne Politik. Montagfrüh startete Außenministerin Annalena Baerbock, um in der spanischen Metropole am achten Regionalforum der Union für den Mittelmeerraum teilzunehmen, das parallel zu den EU-Gremien der „Förderung von Stabilität und Integration“ in dieser Region dienen soll. Für etwa vier Stunden Konferenz war Deutschlands Chefdiplomatin insgesamt rund sechs Stunden in der Luft – mit einem zweistrahligen Business-Jet vom Typ Bombardier Global 5000 der Flugbereitschaft; dessen zwei Rolls-Royce-Triebwerke pro Flugstunde etwa 450 Gallonen – also rund 1.700 Liter – Kraftstoff verbrauchen. Die Frage, ob das angesichts der stets für verbindlich ausgegebenen Pariser Klimaschutzziele und im Zeitalter von „Skype“ und „Zoom“-Konferenzen wirklich noch sinnvoll ist, bejahte das Auswärtige Amt ausdrücklich. „Seit dem 7. Oktober ringen wir mit einer wirklich außergewöhnlich dramatischen Lage in Nahost.“ Für Gespräche „insbesondere auch mit Mittelmeeranrainerstaaten“ lohne sich „wirklich jegliche Anstrengung“. Insofern sei diese Reise „alle Mühe wert, weil wir hier um den Frieden in Nahost ringen, und das tut die Außenministerin mit aller Kraft vor Ort“, betonte Baerbocks Sprecherin. Dabei sei man stets auch darauf bedacht, „wie wir möglichst emissionsarm anreisen können“. Schließlich muß Baerbock demnächst beim Gipfel in Dubai für Deutschland die Verhandlungen für einen besseren Klimaschutz führen. Ungeachtet ihrer Mühen in Barcelona hatte übrigens Israel, das ja am 7. Oktober Opfer von Terror-Attacken der Hamas wurde, seine Teilnahme am Regionalforum abgesagt. Den Schwerpunkt auf den Nahost-Krieg hätten Madrid und Brüssel ohne Absprache festgelegt, kritisierte Jerusalem.