Braunkohle-Abbau, Chemie-Standorte und große, zu Zeiten des Kalten Krieges militärisch genutzte Areale: Auf den Flächen, in den Böden Sachsen-Anhalts lauern noch zahlreiche umweltschädliche Altlasten. Sie zu beseitigen oder zu reinigen kostet viel Geld und dauert noch eine lange Zeit.
Seit der Gründung des Bundeslandes 1990 wurden bis heute etwa 20.000 verdächtige Flächen mit einer Gesamtgröße von 130.000 Hektar erfaßt, teilte die Landesregierung auf eine Anfrage der AfD-Fraktion im Landtag von Magdeburg mit. Das entspricht fünf Prozent der Gesamtfläche des Landes. Bestätigt wurden im selben Zeitraum insgesamt nur 3.188 Altlasten mit einer Fläche von 15.500 Hektar. Auffällig dabei ist, daß militärische Altlasten, also etwa der durch Munitionsreste oder Kraftstoffe verunreinigte Boden an früheren Standorten der dort stationierten Westgruppe der Sowjetarmee sowie von DDR-Truppen, nur 82 bestätigte Fälle, jedoch mit rund 4.250 Hektar einen großen Anteil an der gesamten kontaminierten Fläche ausmachen. Und noch eine erstaunliche Tatsache ergibt sich aus der Antwort der Landesregierung auf die AfD-Anfrage: Fast 95 Prozent dieser militärischen Hinterlassenschaften sind noch immer nicht saniert.
Wobei „saniert“ überhaupt ein dehnbarer Begriff ist. Denn im Antwortschreiben des Wirtschaftsministeriums von Sven Schulze (CDU) heißt es: „Sanierungen erfolgen immer nutzungsbezogen nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit.“ So wird etwa zwischen „unsensiblen“ und „sensiblen Nutzungsarten“ unterschieden. Konkret bedeutet das: Wird ein kontaminiertes Gelände etwa für Industrie oder Gewerbe genutzt, muß die Sanierung und Entfernung von Altlasten nicht so intensiv erfolgen. „Erfolgt die Sanierung einer Altlast für die sensibelste Nutzung (Kinderspielflächen, Wohngebiete), kann die Fläche uneingeschränkt genutzt werden“, so die Landesregierung. Im Klartext: Nur dann ist das Areal wirklich saniert. Für alles andere sei der Begriff eine Mogelpackung, monieren Kritiker.
Desungeachtet sind Milliardensummen in den vergangenen Jahren in die Sanierung von Altlasten auf Industrieflächen und ehemaligem Militärgelände geflossen. Die Kosten werden in der Regel zu 60 Prozent vom Bund und zu 40 Prozent vom Land übernommen. Von 1993 bis 2022 wurden in Sachsen-Anhalt insgesamt rund 1,8 Milliarden Euro für die Altlastensanierung aufgewandt. Dabei stammen manche Hinterlassenschaften sogar noch aus der Kriegs- und Vorkriegszeit. So wurde etwa auf dem Gelände der ehemaligen Großgaserei in Magdeburg zwischen 1930 und 1945 eine Zinkhütte betrieben. Diese ziemlich kurze Zeit reichte offensichtlich aus, den Boden mit Schwermetallen zu belasten und das Grundwasser zu gefährden.
Unterdessen rechnet das Wirtschaftsministerium offenbar damit, daß die Sanierung solcher Altlasten noch einige Zeit in Anspruch nehmen und auch die Steuerzahler noch einiges kosten wird. So heißt es in der Antwort: Die geschätzten Kosten für bereits absehbare Zukunftsaufgaben würden etwa 2,2 Milliarden Euro betragen. In einem Zeitraum von diesem bis ins Jahr 2105.