Wir alle tun es. Wir alle schmücken uns zuweilen mit fremden Federn, wir alle verstecken uns zeitweise hinter allerlei Geistesgrößen. Wir alle tun das, indem wir zitieren. Mal tun wir es aus dem Gedächtnis heraus, mal suchen wir extra danach. Die Anlässe dafür sind vielfältig, sie reichen von Doktorarbeiten bis zu Zeitungskolumnen, von offiziellen Ansprachen und Reden bis zu Kneipengesprächen. Allein die Frage ist: Zitieren wir auch richtig? Und stimmt der angegebene Urheber? Gerald Krieghofer kann ein Lied davon singen, wie sehr wir uns nur allzu oft auf dem Holzweg befinden. Der österreichische Philosoph und Literaturwissenschaftler betreibt seit Jahren einen Blog, in dem er falsche Zitate und sogenannte „Kuckuckszitate“ nachweist. Sein Twitter-Account ist Anlaufstelle für Ratsuchende und Skeptiker. Jetzt hat der 70jährige Krieghofer ein höchst informatives Buch vorgelegt: „Die besten falschesten Zitate aller Zeiten. Was Einstein, Freud und Pippi Langstrump so niemals gesagt haben“ (Molden Verlag). Darin geht er mehr oder minder geflügelten Zitaten nach, von Goethe bis zu John Lennon, von Marilyn Monroe bis zu Bertolt Brecht, von Geoebbels bis zum Apple-Gründer Steve Jobs. Nehmen wir, apropos, Brecht. Von ihm soll das vielfach verwendete Zitat stammen: „Wenn Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht!“ Dumm nur, daß diese Zuschreibung falsch ist. Der Spruch geht zurück auf Papst Leo XIII., der in seiner „Enzyklika Sapientiae christianae“ vom 10. Januar 1890 schrieb: „Wenn aber die Gesetze des Staates mit dem göttlichen Recht in offenbarem Widerspruch stehen (…), dann ist Widerstand Pflicht und Gehorsam Frevel, und das selbst im Interesse des Staates.“
Die epochale Bedeutung
von KI steht im umgekehrten Verhältnis zu unserem schmalen Wissen.
Rhetorische Frage: „War es jemals offensichtlicher als jetzt, daß wir in Deutschland von Menschen regiert werden, die keinen blassen Schimmer haben, wovon sie eigentlich reden?“ (Anabel Schunke in iher Kolumne in der Schweizer Weltwoche vom 16. November 2023)
Als eines der großen Zukunftsthemen gilt völlig zu Recht die Entwicklung und der Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI). Dabei steht ihre epochale Bedeutung im umgekehrten Verhältnis zu unserem schmalen Wissen um KI. Abhilfe will jetzt der bekannte Neurowissenschaftler und Psychiater Manfred Spitzer mit seinem Buch „Künstliche Intelligenz. Dem Menschen überlegen – wie KI uns rettet und bedroht“ (Droemer) schaffen. Der populärwissenschaftliche Autor analysiert den Einsatz von KI in so unterschiedlichen Bereichen wie Medizin, Militär, Natur- und Geisteswissenschaften, Verbrechensbekämpfung, Politik, Wirtschaft. Ein Buch für alle, die es wissen wollen.
Manfred Spitzer: Künstliche Intelligenz. Dem Menschen überlegen – wie KI uns rettet und bedroht. Droemer, München 2023, gebunden, 336 Seiten,24 Euro