Fühlen statt denken. Ob die Covid-19-Pandemie oder der russisch-ukrainische Krieg: Die aktuellen zwanziger Jahre sind von vielen Krisen geplagt. Diese bringen verschiedene Umbrüche mit sich: Was früher als verpönt oder gefährlich galt, wird in Krisenzeiten zur obersten Maxime erklärt. Solche Phänomene lassen sich nur schwer erklären – Hans-Joachim Maaz versucht sich abermals daran, die Abgründe der „Angstgesellschaft“ zu ergründen. Der jahrzehntelang praktizierende Psychotherapeut verfaßte bereits mehrere Bücher, in denen er aktuelle politische Themen mit psychoanalytischen Ansätzen verband. Diesmal nimmt er den Ukraine-Krieg zum Anlaß für seine Diagnosen. Er attestiert den Deutschen angesichts der Unterstützung für Waffenlieferungen an Kiew eine Kriegslust. Grund dafür sei, daß die Mehrheit sowohl durch zwei Diktaturen als auch von der bundesdeutschen Konsensgesellschaft geprägt worden sei, natürliche Gefühle zu unterdrücken. Dabei sind diese laut Maaz eine Abwehr gegen Manipulation, während die Gesellschaft und der Staat von einem „Gefühlsstau“ profitieren würden. Der Autor macht deutlich, daß es seiner Meinung nach gesünder sein kann, auf den Bauch als auf den Kopf zu hören – und bringt altlinke sowie konservative Ideen zusammen. (kuk)
Hans-Joachim Maaz: Friedensfähigkeit und Kriegslust. Verlag Frank & Timme, Berlin 2023, broschiert, 236 Seiten, 18 Euro
Konjunkturkiller. Nach der Corona-Pandemie und dem Ukraine-Krieg halten nun Inflation und Energiepreiserhöhungen Deutschland in Atem. Alexander Hagelüken, leitender Wirtschaftsredakteur der Süddeutschen Zeitung, warnt vor langanhaltenden Auswirkungen dieser Ereignisse. So erkennt er in den monatelangen Schulschließungen die Ursachen der Bildungslücken vieler Schüler – und zukünftiger Arbeitnehmer. Engpässe bei den Lieferketten könnten deutsche Fabriken auch in Zukunft zwingen, die Produktion zurückzufahren. Hagelüken warnt, daß Deutschland wirtschaftlich absteigen wird, wenn diesen Phänomenen nicht entgegengewirkt wird. Seine Rezepte sind jedoch ideologisch überraschungsfrei: staatliche Milliardensubventionen zum Beispiel, um erneuerbare Energien stärker zu fördern. Insgesamt zehn „Fortschrittshemmnisse“ müßten zudem gegen den ökonomischen Niedergang beseitig werden. Zu diesen zählt er Klagen gegen Windräder, die sofort abgeschmettert gehörten. Auch die wachsende Kritik an der Einwanderungspolitik und eine immer noch mangelnde Gleichstellung von Männern und Frauen sind in Hagelükens Augen Konjunkturkiller. (xh)
Alexander Hagelüken: Schock-Zeiten. Wie Deutschland den wirtschaftlichen Abstieg verhindert. C. H. Beck, München 2023, broschiert, 209 Seiten, 18 Euro