Nach dem Mordanschlag auf Lenin und dem gelungenen Attentat auf seinen Petrograder Geheimdienstchef Moissei Uritzki am 30. August 1918 begann in der noch ungefestigten Sowjetunion der „Rote Terror“. Das war ein bis dahin einzigartiger Ausbruch bolschewistischer Gewalt, den der Historiker Jörn Schütrumpf (Rosa-Luxemburg-Stiftung) zwar nicht einmal in groben Zügen nachzeichnet, dessen Einfluß auf den Verlauf der deutschen Novemberrevolution er aber für maßgeblich hält. Denn die Revolutionäre von SPD und USPD seien sich in der Bewertung der sowjetischen Räte-Diktatur lange uneins gewesen. Nicht einmal die USPD, wo sich vor der Gründung der KPD Ende 1918 die entschiedensten Verteidiger des bolschewistischen Regimes sammelten, brachte unbedingte Solidarität für Lenins Herrschaft auf (Berliner Debatte Initial, 34/2023). Erst unter dem Eindruck der im Herbst 1918 massiv in die deutsche Öffentlichkeit gelangten Nachrichten über den eskalierenden roten Terror habe sich bei linken wie rechten Sozialdemokraten die Überzeugung von der „ganzen Schädlichkeit der bolschewistischen Methoden“ gefestigt. Rudolf Hilferding, Chefredakteur des USPD-Organs Freiheit, sagte daher bereits in der Ausgabe vom 18. November 1918 zielsicher voraus, wohin Lenins Rätediktatur führe: zu „Terror und Bürgerkrieg“.